USA:Time Warner im Visier

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Der US-Telekom-Riese AT&T und der Unterhaltungskonzern Time Warner verhandeln über einen Zusammenschluss. Eine gute Idee, wenn die Kartellwächter nicht wären.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Der US-Telekom-Riese AT&T und der Unterhaltungskonzern Time Warner verhandeln offenbar über einen Zusammenschluss. Wie amerikanische Medien übereinstimmend berichteten, haben sich Vertreter beider Seiten in den vergangenen Wochen wiederholt getroffen, um strategische Optionen zu erörtern, darunter auch eine Übernahme von Time Warner durch AT&T. Wie weit die Gespräche fortgeschritten sind und ob es am Ende tatsächlich zu einem Kauf kommen wird, blieb am Freitagabend zunächst unklar. Während das Wall Street Journal schrieb, eine Einigung werde womöglich noch an diesem Wochenende verkündet, hieß es in einem Bericht der Agentur Bloomberg, beide Seiten hätten bisher noch nicht einmal externe Finanzberater hinzugezogen - ein Muss bei jeder Fusion.

Strategisch gesehen könnte ein Zusammengehen der Konzerne durchaus sinnvoll sein. Der Telefonkonzern AT&T, der vor einiger Zeit bereits den Satellitenfernsehanbieter Direct TV übernommen hatte, stiege mit dem Kauf von Time Warner endgültig vom Datenleitungs- zum Medienunternehmen auf: Time Warner brächte nicht nur das Filmstudio Warner Bros., sondern unter anderem auch den Nachrichtenkanal CNN und den renommierten Bezahlsender HBO ein. Auch der AT&T-Rivale Verizon hatte sich jüngst durch den Kauf von Yahoo breiter aufgestellt. Time Warner wiederum könnte unter dem Dach eines finanzstarken Mutterkonzerns das eigene Kerngeschäft ausbauen.

Ein Problem könnte allerdings die Finanzierung werden, denn die Übernahme würde AT&T wohl das Zwanzigfache dessen kosten, was Verizon für Yahoo bezahlen will. Time Warner war vor Bekanntwerden der Übernahmegerüchte an der Börse mit rund 65 Milliarden Dollar taxiert worden, mittlerweile ist der Wert bereits auf mehr als 71 Milliarden gestiegen. Nicht zuletzt wegen der Übernahme von Direct TV sitzt AT&T bereits auf Schulden von rund 120 Milliarden Dollar. Ungewiss ist auch, ob das Kartellamt einem Kauf zustimmen würden. Die Behörde hatte bereits die Übernahme von NBC Universal durch Comcast vor fünf Jahren kritisch beäugt.

Times Warner war im Jahr 2000 schon einmal übernommen worden - vom damaligen Online-Riesen AOL. Der Deal entpuppte sich wegen des AOL-Niedergangs als Desaster.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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