Umweltschutz:Die Wünsche der Imker

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Lange mussten die Züchter warten, bis die Europäische Union sich zum Verbot der schädlichen Neonicotinoide durchrang. Doch damit soll nicht Schluss sein.

Von Janis Beenen

Diesen einen Satz sagen Imker derzeit häufig: "Das Verbot der Neonicotinoide kann nur der Anfang sein." Nachdem die Europäische Union sich gegen die Verwendung der Pestizidgruppe im Freiland entschieden hat, sollen weitere Schritte zum Bienenschutz folgen. Peter Maske, Vorsitzender des Deutschen Imkerbunds e. V., stören besonders die Monokulturen auf den Äckern: "Nachdem Raps- und Obstblüte nun vorbei sind, haben die Bienen kaum noch Nahrung." Das gelte nicht nur für die Honigbienen seiner Kollegen, sondern auch für Wildbienen oder Schmetterlinge. Es gebe verschiedene Konzepte, die Bepflanzung der Felder insektengerechter zu gestalten. "Die Politik muss den Landwirten dafür finanzielle Anreize schaffen", sagt Maske.

Bei ihren Wünschen haben die Imker ein Problem. Ihr Kollektiv macht sich angreifbar. Die Industrie führt das Bienensterben auf die Varroa-Milbe zurück und nicht auf die eigenen Pestizide. Vermutlich sind sowohl der Parasit als auch die Gifte schuld. Doch die Ausbreitung der Varroa-Milbe begünstigen die Imker selbst. Einige kümmern sich nicht ordentlich um ihre Tiere, behandeln sie falsch oder mit veralteten Methoden. Dann breitet sich der Befall auf Völker aus, die eigentlich vernünftig gepflegt werden. So lauten zumindest Vorwürfe, die in der Szene immer öfter zu hören sind. Manche wünschen sich daher, dass die Ausbildung neuer Imker überall nach einheitlichen und hohen Maßstäben abläuft.

Verbandsvertreter Maske hält das für schwierig: "In der Imkerei gilt der Föderalismus." Die Landesverbände könnten ihre Maßstäbe in der Lehre unterschiedlich gestalten. Zudem sei das Interesse von Neulingen aktuell kaum aufzufangen, so Maske. Etliche auch junge Leute möchten derzeit Imker werden. Doch ehe die Qualität der Ausbildung unter Überfüllung von Kursen leide, müssten Interessenten vertröstet werden, sagt Maske.

Im Kampf gegen die Varroa-Milbe setzt er neben guter Ausbildung auf ein wissenschaftliches Projekt. Einige Völker schaffen es gut, sich gegen den Parasiten zu wehren. Diese genetische Eigenschaft soll von Wissenschaftlern identifiziert werden. Dann können mit diesen Völkern weitere "resistente Tiere" gezüchtet werden. Ein entsprechendes Konzept liegt dem Landwirtschaftsministerium vor. Forschungsgelder in Höhe von 1,2 Millionen Euro müssten vom Bund bewilligt werden, sagt Maske und schiebt hinterher: "Wenn man bedenkt, dass Bienen mit ihrer Bestäubungsleistung allein in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Beitrag von zwei Milliarden Euro jährlich leisten, kann das nicht zu viel sein."

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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