Umstrittene Sicherheitsfirma:Prevent vor der Pleite

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Davor wird sie sich selbst nicht schützen können: Die Sicherheitsfirma Prevent steht vor der Insolvenz, weil ihr Großkunde HSH Nordbank nicht zahlt.

Kristina Läsker und Klaus Ott

In ihren Werbetexten im Internet verkündet die Prevent AG noch ein "stetiges Wachstum". Doch davon kann bei der in München ansässigen Sicherheitsfirma, die in einige der vielen Skandale um die HSH Nordbank verwickelt sein soll, längst keine Rede mehr sein.

Die Sicherheitsfirma Prevent wird es wohl nicht mehr lange geben. (Foto: DPA)

Seit Monaten muss sich Firmenchef Peter Wiedemann ständig neuer Vorwürfe erwehren, die schlechte Schlagzeilen zur Folge haben. Kunden wandern ab, und jetzt ist sogar das Ende nahe. Wiedemann hat wegen "drohender Zahlungsunfähigkeit" einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in München gestellt. "Nach dem jetzigen Stand der Dinge würde uns im Frühjahr das Geld ausgehen", sagt der Firmenchef.

Jahrelang hat Prevent sich um die Sicherheit berühmter Mandanten gekümmert, von der Designerin Jette Joop bis zum Verleger Heinz Bauer. Dabei erhielten die privaten Detektive prominente Hilfe: August Hanning, Ex-Präsident des Bundesnachrichtendienstes, hatte die Münchner beraten. Der ehemalige Regierungschef der Türkei, Mesut Yilmaz, ist einer der Anteilseigner.

Zuletzt aber sorgte sich Prevent vor allem um die HSH Nordbank und um deren Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher, der die Firma im April verlassen muss. Der Top-Banker ist über diverse Spitzel- und Finanzaffären gestolpert, die nun auch der Sicherheitsfirma zum Verhängnis werden.

Das Insolvenzverfahren werde "voraussichtlich dazu führen, dass es Prevent nicht mehr geben wird", sagt Wiedemann. Der frühere Kriminalbeamte sieht die Schuld bei der HSH Nordbank, ohne sie beim Namen zu nennen. Von den etwa zehn Millionen Euro, die Prevent in den letzten fünf Jahren bei der HSH für allerlei Dienstleistungen abgerechnet hatte, hält die in Hamburg und Kiel ansässige Landesbank immerhin noch 800.000 Euro zurück.

HSH mit Verzögerungstaktik?

Die drohende Pleite liege "vor allem an der schlechten Zahlungsmoral der Hauptschuldnerin", klagt Wiedemann. Er hatte noch im Januar gehofft, mit Hilfe des Hamburger Landgerichts rasch an das ausstehende Geld zu kommen, aber daraus wird nichts.

Wiedemann wirft der HSH "Verzögerungstaktik" bei Gericht vor. Das Institut hatte nämlich beantragt, erst einmal die Ergebnisse diverser staatsanwaltschaftlicher Ermittlungsverfahren abzuwarten, bei denen es um unappetitliche Vorgänge geht. Etwa um falsche Kinderpornographie-Vorwürfe gegen einen in Ungnade gefallenen HSH-Manager, der später mit etlichen Millionen Euro entschädigt wurde.

Auch für die Nordbank steht bei Prevent viel Geld auf dem Spiel. Die HSH hatte erwogen, 3,6 Millionen Euro zurückfordern, die Prevent angeblich zu Unrecht als Erfolgshonorar bei einem Rechtsstreit mit einem türkischen Reeder kassiert habe. Vorsorglich bezahlte die Nordbank noch offene Rechnungen an Prevent in Höhe von 800.000 Euro nicht mehr. Zu den aktuellen Vorwürfen von Prevent-Chef Wiedemann wollte sich die HSH nicht äußern.

Ermittlungen zu langsam für Prevent

Falls die Sicherheitsfirma tatsächlich bald pleite ginge, wäre für die HSH in München wohl nichts mehr zu holen. In Hamburg heißt es, dann würde das beim Landgericht anhängige Verfahren von Prevent gegen die Nordbank wohl unterbrochen werden.

Es werde anschließend vom künftigen Insolvenzverwalter der Sicherheitsfirma abhängen, ob der Prozess von Prevent gegen die HSH fortgesetzt werde.

Bis dahin könnten auch Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaften vorliegen, die gegen Verdächtige bei der HSH und bei Prevent ermitteln. Wiedemann hatte auf schnelle und für Prevent positive Ermittlungsergebnisse gehofft, "das hätte uns sehr geholfen". Doch auch daraus wird nichts. Bis die diversen Verfahren bei der Justiz abgeschlossen sind, gibt es Prevent wohl schon längst nicht mehr.

© SZ vom 17.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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