Tourismus:Neustart für Unister

Lesezeit: 1 min

Ein tschechischer Investor übernimmt die Reise-Sparte des insolventen Unternehmens mit den Internet-Portalen ab-in-den urlaub.de, reisen.de oder fluege.de. Er habe ein "ehrgeiziges, aber realistisches Zukunftkonzept", hieß es.

Von Klaus Ott und Uwe Ritzer

Leipzig/MünchenJahrelang galt Unister als eine der großen deutschen Erfolgsgeschichten im Internetgeschäft. Dann kam im Sommer 2016 der Zusammenbruch. Nun wird die zuletzt insolvente Leipziger Unternehmensgruppe zerschlagen und in Einzelteilen verkauft. Das Kerngeschäft, nämlich die Reise-Sparte mit Internetportalen wie ab-in-den-urlaub.de, reisen.de oder fluege.de gehört ab 31. Januar 2017 dem tschechischen Finanzinvestor Rockaway Capital. Das weitaus kleinere Einkaufsportal shopping.de geht an die Karlsruher Firma Solute, die bereits das Preis- und Produktvergleichsportal billiger.de betreibt.

Shopping.de ist ein kleiner Geschäftsbereich mit nur etwa zehn Mitarbeitern. Mit der Reisesparte jedoch verkauft Insolvenzverwalter Lucas Flöther das Herzstück der Unister-Gruppe. Für eine nicht genannte Summe übernimmt Rockaway Capital mit Sitz in Prag alle Standorte samt 520 Arbeitsplätzen, die Markenrechte und die damit verbundenen, reichweitenstarken Internetportale.

Flöther zeigte sich zufrieden über das Geschäft. Rockaway habe die Unister-Gläubiger mit einem "ehrgeizigen, aber realistischen Zukunftskonzept" überzeugt. Es sei "ein erfahrener und langfristig orientierter Investor, der bereit ist, die notwendigen Investitionen zur Verfügung zu stellen, um das Unister-Travel-Geschäft wieder auf Wachstumskurs zu bringen", so Flöther. Ausschlaggebend sei gewesen, dass Rockaway Capital "alle Mitarbeiter im Travel-Geschäft übernimmt und am Standort Leipzig festhält." Verlassen wird das Unternehmen zum 31. März 2017 der bisherige Chef Matthias Steinberg.

Auch die deutsche Mediengruppe Pro Sieben Sat 1 galt als Kaufinteressent. Rockaway macht für sich geltend, der führende Internet-Investor in Mittel- und Osteuropa zu sein. Branchendiensten zufolge stecken hinter der 2013 gegründeten Firma chinesische Kapitalgeber. Die Unister-Reisesparte passe strategisch zu den Ambitionen, "auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen", so Rockaway.

Ungeachtet dessen wird das bisherige Geschäftsmodell von Unister Thema eines Strafprozesses, der am 11. Januar in Leipzig beginnt. Angeklagt sind frühere Top-Manager unter anderem wegen Betrugs und Steuerhinterziehung. Unister schlitterte im Sommer in die Insolvenz. Kurz zuvor war Firmengründer Thomas Wagner bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: