Tierschutz:Härtere Regeln

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Die Geflügelwirtschaft verspricht, dass sie Legehennen ab 2017 nicht mehr die Schnäbel kürzen will. Dem Rewe-Konzern reicht das nicht, er fordert verbindliche Regeln und Kontrollen. Andere Händler sehen das genauso.

Von Silvia Liebrich, München

Unschöne Bilder aus Tierställen verderben nicht nur Verbrauchern den Appetit, sondern setzen auch den Handel unter Druck. Inzwischen reagieren Lebensmittelkonzerne sehr empfindlich auf Missstände. Sie erkennen zwar die Bemühungen der Halter von Geflügel, Schweinen und anderen Nutztieren durchaus an. Doch sie wollen mehr. Beispiel Schnabelkürzen. Hier hat der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) im Sommer mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) vereinbart, dass in Deutschland von 2017 an keine Legehennen mehr mit gekürztem Schnabel gehalten werden sollen. Das klingt gut.

Der Haken an der Sache ist allerdings, dass es sich dabei mehr um ein Versprechen als eine verbindliche Zusage handelt. Der Rewe-Gruppe reicht das deshalb nicht aus. Sie teilte am Dienstag mit, dass dieser freiwillige Vereinbarung weitere Schritte folgen müssten. Ungeklärt sei etwa, wie deren Einhaltung kontrolliert werden soll und wer dafür zuständig ist. Der Verzicht müsse außerdem in die Leitlinien für die Tierhaltung verbindlich aufgenommen werden, hieß es weiter. Um zu testen, ob ein Verzicht auf Schnabelkürzen möglich ist, hat Rewe nach eigenen Angaben selbst ein Projekt gestartet. Das Ergebnis habe gezeigt, dass dies möglich sei, wenn die Haltungsbedingungen verändert werden.

Geklärt werden muss laut Rewe auch, wie mit Importen umgegangen wird. Denn ein großer Teil der Eier, die in deutschen Läden oder der Lebensmittelindustrie landen, kommt aus dem Ausland. Für diese Lieferanten müssten die gleichen Regeln gelten, wie für deutsche Erzeuger, fordert Rewe: "Andernfalls droht die Gefahr, dass die Vereinbarung unterlaufen wird und es zu Wettbewerbsverzerrungen kommt."

Auch anderen Einzelhandelskonzernen reichen die vereinbarten Tierschutzstandards nicht aus. So haben die Discounter Lidl und Aldi Süd ihre Lieferanten nach eigenen Angaben aufgefordert, auf das Schnabelkürzen zu verzichten. Fast alle großen Händler beteiligen sich an der Initiative Tierwohl, die Erzeugern einen Zuschuss für bessere Haltungsbedingungen zahlt.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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