Tesla:Verluste wie noch nie

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Vor allem Probleme beim Model 3 machen dem Unternehmen schwer zu schaffen. Es werden schlicht nicht genügend Fahrzeuge produziert.

Von Hans von der Hagen, München

Irgendwo im All schwebt nun dieser Tesla. Er ist, beschleunigt mit Raketenkraft auf mehrere tausend Stundenkilometer, das schnellste Auto des Universums. (Foto: Reuters)

Nun gab es doch noch mal Aufregung um den Tesla Roadster, der seit dem Start der Rakete Falcon Heavy mit Puppe Starman durch das All reist. Die ursprünglich angepeilte Bahn, die ihn in weitem Bogen um Sonne und Mars geführt hätte, wurde nicht ganz getroffen, twitterte Space-X- und Tesla-Chef Elon Musk, der veranlasst hatte, dass der Roadster als Probeballast ins All geflogen wurde. Der Tesla habe nun Kurs zum Asteroidengürtel genommen, der sich zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter befindet. Angesichts der vielen Gesteinsbrocken dort könnte es etwas ungemütlich werden. Aber bis es soweit ist, muss sich Musk zunächst den irdischen Komplikationen zuwenden, mit denen Tesla ebenfalls kämpft: Das Unternehmen weitete den Verlust in den drei Monaten bis Ende Dezember 2017 von 121 Millionen Dollar auf 675 Millionen aus. Aufs Jahr gerechnet summieren sich die Verluste auf beachtliche zwei Milliarden Dollar. So tief in den roten Zahlen war Tesla noch nie.

Erheblichen Anteil daran hat das Model 3. Ausgerechnet das Fahrzeug also, das Tesla zu einem profitablen Autohersteller machen soll. Es kostet mit einem Einstiegspreis von 35 000 Dollar weit weniger als die Modelle S und X und gilt darum als massentauglich. Seit Monaten aber schafft es das Unternehmen nicht, das Model 3 in nennenswerter Stückzahl herzustellen. Im vergangenen Quartal konnte Tesla insgesamt nur 1542 Fahrzeuge des Model 3 ausliefern. Eigentlich wollte Musk längst 5000 Exemplare produzieren - pro Woche. Dieses Ziel verschob Tesla jetzt auf Ende Juni, nicht ohne zuzugeben, dass die jüngsten Erfahrungen gezeigt hätten, wie schwer verlässliche Prognosen über die Produktion seien. Loswerden würde Musk die Fahrzeuge wohl mühelos: Es soll eine halbe Million Vorbestellungen geben.

Trotz aller Schwierigkeiten: Elon Musk ist der Ansicht, dass 2018 für das Unternehmen "ein großes Jahr" werden wird. "Ich bin optimistisch, dass wir profitabel werden", sagte er. Das wäre tatsächlich etwas Besonderes: Die 2003 gegründete Firma hat bisher noch nie einen Jahresgewinn geschafft. Völlig unwahrscheinlich ist es nicht: Immerhin verkaufte Tesla insgesamt mehr als 100 000 Fahrzeuge im vergangen Jahr. Entsprechend stieg der Umsatz um 55 Prozent auf knapp zwölf Milliarden Dollar. Weil in den letzten drei Monaten zudem trotz des hohen Verlusts mit 277 Millionen Dollar weit weniger Kapital verbrannt wurde als in den Quartalen zuvor, verfügt das Unternehmen immer noch über Barreserven von 3,4 Milliarden Dollar. Entsprechend harmlos blieb die Reaktion an der Börse auf die Verlustmeldung: Die Tesla-Aktie gab nach Veröffentlichung der Zahlen kaum nach.

Musk selbst müht sich, alle Bedenken auch mit Verweis auf die Erfolge im Weltraum zu zerstreuen: "Wenn wir einen Roadster in den Orbit schicken können, können wir wahrscheinlich auch die Produktion des Model 3 lösen", sagte er bei einer Telefonkonferenz. Bis zu dem Asteroidengürtel ist es ja auch noch ein Stück. Möglicherweise wird der Tesla aber auch gar nicht mehr so weit kommen. Experten mutmaßen, dass die starke Strahlung im All ihn großenteils bald schon zerbröseln lassen könnte.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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