Tesla:Ernüchterung beim Überflieger

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(Foto: N/A)

Unternehmenschef Elon Musk verbrennt gerade richtig viel Geld - im abgelaufenen Quartal wurde ein Fehlbetrag von 619 Millionen Dollar verbucht. Eine Story allein reicht eben nicht, das merken jetzt auch die Anleger.

Von Max Hägler, München

Es schwang immer schon auch Spott mit, wenn europäische Automanager über Tesla sprachen: Ja, das sei schon beeindruckend, mit welch starker Story Mitgründer Elon Musk da E-Autos salonfähig gemacht habe. Aber zu bedenken sei da stets: Geld verdienen der charismatische Manager und die Aktionäre damit aber nicht. Das solle doch bitte niemand vergessen, der den traditionellen Autobauern Verschlafenheit vorwerfe.

In diesen Tagen überwiegt nun wieder der Spott in den Zentralen der normalen Autobauer. Denn Tesla verbrennt gerade richtig viel Geld - und in diesen Tagen scheinen auch Aktionäre zu erkennen, dass eine starke Story alleine nicht in die Zukunft trägt. Im abgelaufenen Quartal belief sich der Fehlbetrag auf 619 Millionen Dollar. Ein Rekordverlust für diesen Autobauer, der noch nie in den schwarzen Zahlen war, auch wenn ihn so viele als Vorbild begreifen. Und ein Star, der eine Niederlage eingesteht: "Niedergeschlagen" sei er zuletzt gewesen, angesichts der Schwierigkeiten, sagt Musk und meint damit den schwierigen Produktionsanlauf eines neuen Fabrikats.

Als Reaktion gab die Aktie am Donnerstag um fast sieben Prozent nach - ein ungewöhnlich hoher Verlust für ein Unternehmen, wenn der Rückgang auch im Fall Tesla von hohem Niveau aus kommt: Etwa 300 Dollar kostet ein Anteilsschein immer noch. Immer noch ist der kleine Autobauer mit seinen 33 000 Mitarbeitern an der Börse viel mehr wert als etwa die europäischen Konkurrenten Renault, Audi oder Fiat-Chrysler. Und doch scheint eben Ernüchterung einzukehren, jedenfalls ist der Höhenflug für den Moment vorbei. In den Werken - und damit auch an der Börse.

Große Probleme gibt es vor allem bei dem neuesten Wagenmodell, dem "Model 3", das mit einem Kaufpreis von 35 000 Dollar im Mittelklassesegment angesiedelt ist. Im Sommer gab es die ersten Branchenexperten, die zweifelten, dass der bisherige Premiumautobauer Tesla so einfach günstigere Wagen in großen Stückzahlen liefern kann - schon diese Einschätzungen bremsten den extremen Höhenflug der Aktie aus.

Und nun zeigt sich eben: Autos bauen im großen Stil, das ist tatsächlich nicht so einfach. Im dritten Quartal liefen statt der versprochenen 1500 Elektrowagen vom Typ Model 3 nur 260 Stück von den Bändern. Im Dezember wollte Musk die Produktion auf 5000 Einheiten pro Woche hochfahren; so viel schaffen Werke herkömmlicher Autobauer, wenn ihre Linien eingespielt sind. Bei Tesla werde das wohl erst im März gelingen, sagte er nun. Im kommenden Jahr sollen insgesamt eine halbe Million Teslas vom Band rollen, das wäre etwa das Volumen von Volvo. "Man wird sehen, ob Tesla das schafft", sagt Aktienanalyst Sven Diermeier von Independent Research. Derzeit trübe sich die Lage für diesen Pionier der E-Mobilität ein, der angesichts von elf Milliarden Dollar Jahresumsatz auch kein Start-up mehr sei. Diermeiers Reaktion: Er empfiehlt den Verkauf der Tesla-Aktie.

Als besonders großes Problem stellt sich die Produktion der Batterie-Module heraus, für die Tesla in der Wüste von Nevada eigens eine große Fabrik hochgezogen hat. Dort müssen die Fertigungsabläufe den Angaben zufolge teilweise überarbeitet werden. Software musste komplett neu geschrieben werden. Vor allem ein überforderter Zulieferer sei daran schuld, klagt Musk. Teilweise müssen Autos auch in Handarbeit zusammengeschraubt werden, weil die Fertigungsroboter nicht wie geplant funktionieren.

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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