Tarifstreit:Ufo legt Lufthansa lahm

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Flugbegleiter wollen von Freitag an eine Woche lang streiken. Betroffen sind nur die Flüge des Konzernbereichs Lufthansa Passage.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) macht Ernst mit ihren Streikplänen. Die Gewerkschaft kündigte am Montag einen einwöchigen Arbeitskampf an, der am kommenden Freitag beginnen soll. Die Lufthansa kann den Streik laut Ufo noch abwenden, wenn sie bis Donnerstag um 17 Uhr die Forderungen der Flugbegleiter zur Alters- und Übergangsversorgung akzeptiert.

"Wir haben versucht, den Umbau friedlich zu begleiten", so Ufo-Chef Nicoley Baublies. "Die Bereitschaft, Lufthansa wettbewerbsfähig zu machen, war da. Trotzdem haben wir festgestellt: es geht nicht." Baublies warf dem Unternehmen vor, sich an bereits geschlossene Vereinbarungen nicht zu halten und Vorschläge der Ufo, durch die niedrigere Kosten zu erreichen gewesen wären, nicht aufgegriffen zu haben. So hätten die Kabinenmitarbeiter bereits Einschnitte auf touristisch geprägten Langstrecken akzeptiert, das im Gegenzug versprochene Wachstum sei aber ausgeblieben. Ufo habe einen eigenen Vorschlag zur umstrittenen Übergangsversorgung eingebracht, der einen früheren Ausstieg aus dem Flugbetrieb ermöglichen soll. Dieser hätte jährliche Einsparungen von 70 Millionen Euro gebracht, außerdem hätten die Flugbegleiter unbezahlte Mehrarbeit akzeptiert und wollten einen Tarifvertrag zu Billigflugbedingungen für den neuen Ableger Eurowings verhandeln. Lufthansa habe keines der Themen aufgegriffen.

Personalvorstand Bettina Volkens hatte zuletzt ein neues Angebot abgelehnt und eine neuerliche Schlichtung in die Debatte gebracht. "Wir bieten heute bei Lufthansa unseren Mitarbeitern die beste Versorgung der Branche", so ein Unternehmenssprecher. Eine erste Schlichtung zu den Versorgungsthemen war im Frühjahr bereits gescheitert. Baublies betonte zwar, Ufo werde alle Vorschläge prüfen, wandte sich aber gegen Initiativen, die er für Verzögerungstaktik hält. Die Gewerkschaft ist an einen Schlichtungsvorschlag der Lufthansa anders als im Frühjahr nicht mehr gebunden.

Ufo will laut Baublies von Freitag an zwar nicht alle Lufthansa-Flüge bestreiken. Welche aber stattfinden können, soll erst sehr kurzfristig bekanntgegeben werden. Er glaubt, dass Lufthansa bei einem Streik keinen Sonderflugplan aufrecht erhalten könne, wie das bei den Pilotenstreiks der vergangenen Monate der Fall war. Die Vereinigung Cockpit (VC) hatte ihre Ausstände allerdings auf einzelne Teile des Flugbetriebs beschränkt, wie etwa die Kurzstrecke oder einzelne Standorte.

Die neue Lufthansa-Sparte Eurowings hat unterdessen am Montag seinen ersten Langstreckenflug durchgeführt. Ein Airbus A330 startete am Morgen vom Flughafen Köln/Bonn aus nach Varadero in Kuba. Die Langstreckenflotte des Billigablegers soll bis 2017 auf zunächst sieben Maschinen wachsen und könnte mehr und mehr Strecken übernehmen, die von Lufthansa nicht mehr profitabel betrieben werden können. Im März startet Eurowings von Köln/Bonn aus in die iranische Hauptstadt Teheran.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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