Südafrika: Präsident Jacob Zuma:Die Früchte der Arbeit

Lesezeit: 3 min

Für die Gewerkschaften ist er ein Messias, die Wirtschaft fürchtet einen Linksruck - und die Bevölkerung hofft auf Hilfe: Doch Südafrikas neuer Präsident verspricht erst einmal wenig.

Judith Raupp

Mitten in der Wirtschaftskrise lässt sich Jacob Zuma seine Vereidigung zum neuen Präsidenten Südafrikas 75 Millionen Rand kosten, das sind mehr als sechs Millionen Euro. 4000 Gäste aus dem In- und Ausland habe er zum Fest am 9. Mai in den Regierungssitz in Pretoria geladen, berichtet die südafrikanische Zeitung The Star. Angesichts der weltweit angespannten Wirtschaftslage habe man die Ausgaben begrenzt, erklärte ein Regierungssprecher. Aber die Feier werde ein "großes Ding".

Hoffnungsträger: Jacob Zuma ist neuer Präsident von Südafrika und soll die Armut bekämpfen. Allerdings ist noch unklar, wie sich die Wirtschaftskrise auf das Land auswirken wird. (Foto: Foto: dpa)

Ganz vorne bei den Jubelgesängen werden die Vertreter des Gewerkschaftsbundes Congress of South African Trade Unions (Cosatu) sein. Zuma hat seinen politischen Sieg vor allem den Arbeiterorganisationen, den Anhängern des linken Flügels in der Regierungspartei African National Congress (ANC) und den Kommunisten zu verdanken. Noch bevor der 67-Jährige offiziell im Amt ist, stellte seine Klientel zum Wochenbeginn erste Forderungen.

Die neue Regierung müsse das Leben der verarmten Mehrheit in der Bevölkerung verbessern und sicherstellen, dass alle von den "Früchten der Arbeit" profitieren, erklärte Cosatu. Manche Investoren befürchten deshalb, der neue Präsident werde von der wirtschaftsfreundlichen Politik seines Vorgängers Thabo Mbeki abrücken und stattdessen Umverteilung betreiben.

Breite Unterstützung durch Gewerkschaften

Heiko Schwiderowksi vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) beschwichtigt allerdings. Die Tatsache, dass Zuma breite Unterstützung bei den Gewerkschaften genieße, könne sogar positiv sein, sagt der Experte für das südliche Afrika. Zuma könne beruhigend auf sie einwirken und Cosatu werde gegenüber Zuma wohl nicht so aggressiv auftreten wie gegenüber Mbeki. Positiv für Unternehmer sei auch, dass der ANC die Zweidrittelmehrheit im Parlament verfehlt habe. Dies garantiere eine gewisse Sicherheit, weil die Partei nicht aus eigener Kraft die Verfassung ändern könne.

Zuma selbst beteuert, er werde auf einen Linksruck verzichten. Kurz nachdem er im Dezember 2007 Mbeki vom Chefsessel des ANC verdrängt hatte und klar wurde, dass er der nächste Präsident Südafrikas sein würde, reiste er nach Europa und in die USA, um bei Investoren zu werben. Selbst dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos stattete er einen Besuch ab und beschwichtigte mit viel Charme seine Kritiker.

Andreas Wenzel vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft berichtet, die meisten deutschen Unternehmen in Südafrika betrachteten den Regierungswechsel unaufgeregt. Zuma wisse schließlich, dass er die Investoren nicht vergraulen könne, wenn er die drängenden Probleme in seinem Land, Armut und Arbeitslosigkeit, lösen wolle. Eher als die neue Präsidentschaft beunruhige die deutschen Firmen, wie weit die globale Wirtschaftskrise Südafrika treffen werde.

Etwa 600 deutsche Unternehmen sind in dem Land am Kap tätig, ein Drittel davon sind Autokonzerne oder Zulieferer für die Autoindustrie. Die Deutschen beschäftigen in Südafrika rund 30.000 Mitarbeiter. Für Deutschland ist Südafrika der wichtigste Wirtschaftspartner auf dem afrikanischen Kontinent. Die Importe aus Südafrika stiegen im vergangenen Jahr um 20,4 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Die Exporte nach Südafrika legten um 2,5 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro zu. Deutschland exportiert in das Land so viel wie in alle Maghreb-Staaten Nordafrikas zusammen.

Steigende Aktienkurse seit der Wahl

Wesentlich für die künftige Wirtschaftspolitik in Südafrika wird die Zusammensetzung des neuen Kabinetts sein. Der bisherige Finanzminister Trevor Manuel hat mit seiner konservativen Ausgabenpolitik weltweit für Vertrauen in Südafrika gesorgt. Als er im vergangenen Jahr wegen des politischen Streits zwischen Zuma und Mbeki vorübergehend zurückgetreten war, sackten die Börsenkurse in Johannesburg innerhalb weniger Minuten um vier Prozent ab. Zuma hat bereits angedeutet, dass er Manuel auf seinem Posten lassen wolle. Nicht zuletzt deshalb sind die Aktienkurse in Johannesburg seit der Wahl am 22. April gestiegen und der Rand wurde gegenüber Euro und Dollar stärker.

Unklar ist, wie sehr sich die Weltwirtschaftskrise auf Südafrika auswirkt. Das Bruttosozialprodukt ist in den beiden vergangenen Quartalen leicht gesunken. Für das laufende Jahr insgesamt erwartet der DIHK eine Stagnation oder ein Wachstum von einem Prozent. Südafrika ist stark vom Gold- und Platinexport abhängig. Die Preise für diese Metalle steigen seit Jahresbeginn. Außerdem erhofft sich Südafrika Impulse von der Fußballweltmeisterschaft, die es nächstes Jahr ausrichtet.

© SZ vom 29.04.2009/kaf/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: