Strompreise:Dreiste Preistreiberei

An Frechheit kaum zu überbieten: Strom wird um bis zu 15 Prozent teurer - dabei könnten die Kunden niedrigere Preise ganz leicht erzwingen.

Markus Balser

In den nächsten Wochen werden einige Millionen deutsche Stromkunden unliebsame Post bekommen: Energieversorger wie Vattenfall und EWE planen saftige Preiserhöhungen. Um bis zu 15 Prozent schrauben die Versorger ihre Tarife nach oben. Die neue Preisrunde ist ein dreister Griff der Konzerne in die Taschen der Verbraucher.

Strom wird teurer, denn etliche Versorger erhöhen die Tarife. (Foto: Foto: ddp)

Die Anbieter selbst beweisen eindrucksvoll, dass der Strommarkt in Deutschland auch zehn Jahre nach seiner Liberalisierung noch immer nicht funktioniert. Denn auf den Rohstoffmärkten sind die Preise gefallen, wohin man auch blickt. Wegen der Wirtschaftskrise sind Öl, Gas und Kohle deutlich billiger zu haben als noch vor einem Jahr.

Auch die Kosten für Emissionsrechte, die für besseren Klimaschutz das Verbrennen fossiler Rohstoffe verteuern sollten, fallen bisher kaum ins Gewicht. Und selbst die Großhandelspreise für Strom an der Leipziger Börse haben sich in den vergangenen Monaten zum Teil halbiert. Nur ein Preis stieg auf wundersame Weise: der für Haushaltsstrom.

Und das wird weitergehen. Viele Anbieter werden dem Beispiel der ersten Preiserhöher im kommenden Jahr folgen. Für die Bundesregierung sollte es der letzte Anstoß sein, die Marktmacht der Energieriesen einzuschränken.

Noch immer stehen die großen Versorger RWE, Eon, Vattenfall und EnBW für mehr als 80 Prozent der Stromproduktion und für einen Großteil des Stromnetzes. Doch auch die Verbraucher müssen sich endlich bewegen. Noch immer zahlen die meisten zu viel, obwohl sie die Wahl hätten. Mit einer größeren Wechselbereitschaft zu Billiganbietern haben es die Kunden selbst in der Hand, niedrigere Preise zu erzwingen.

© SZ vom 19.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: