Stresstest im Finanzsektor:Notenbank erklärt US-Kreditinstitute für krisenfest

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Alle bis auf eine kommen durch: Die US-Notenbank bescheinigt 17 Großbanken, stark genug für die nächste Krise zu sein. Kritiker bemängeln, eine richtig schwere Krise sei in dem Stresstest gar nicht durchgespielt worden. Überraschend schwach schneidet Goldman Sachs ab.

Der Druck auf die Banken nach der Finanzkrise hat sie gezwungen, sich besser auf die nächste Krise vorzubereiten. Fast alle großen US-Banken haben vier Jahre nach der Kernschmelze auf den Märkten den Stresstest der amerikanischen Notenbank Federal Reserve bestanden. 17 der 18 wichtigsten Finanzkonzerne würden der Fed zufolge einen neuerlichen katastrophalen Wirtschaftsabschwung überstehen ( PDF).

"Die größten US-Banken verfügen über eine viel stärkere Kapitalausstattung als vor der Finanzkrise", teilte die Fed mit. Die Zentralbank führt die jährlichen Stresstests bei den Banken auf Basis eines im Zuge der Finanzkrise von 2008 geschaffenen Gesetzes durch, des Dodd Frank Acts. Mit diesen Regeln wollen Präsident Barack Obama und die Demokraten die Branche davon abhalten, erneut übermäßige Risiken einzugehen wie vor der Krise. Vom Urteil der Zentralbank hängt auch ab, ob sie den Geldhäusern erlaubt, Dividenden in voller Höhe an ihre Aktionäre auszuzahlen.

Bei dem Test prüft die Notenbank, ob die Institute auch unter widrigen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch über genügend Kapital verfügen würden, um zu überleben. Dabei nimmt die Federal Reserve beispielsweise an, dass die Arbeitslosigkeit kräftig ansteigt und zugleich die Immobilienpreise ins Bodenlose fallen. Beides hätte massive Auswirkungen auf die Kapitaldecke der Banken. Beim Stresstest der Fed vor einem Jahr waren noch vier von 19 großen US-Banken durchgefallen, weil sie die Anforderungen der Zentralbank nicht erfüllten - darunter auch die Citigroup. Die anderen großen Investmentbanken, Goldman Sachs, JP Morgan und Bank of America konnten damals überzeugen.

Einzig Ally Financial, ein ehemals zu General Motors gehörendes Institut, fiel durch. Seine Geldreserven rutschten unter den vorgeschriebenen Puffer von fünf Prozent. Die Bank wurde während der Finanzkrise von der Regierung gerettet und befindet sich zu 74 Prozent in Staatsbesitz. In der kommenden Woche wird die Federal Reserve weitere Ergebnisse des Stresstests veröffentlichen.

Als überraschend schwach erwies sich Goldman Sachs. Die Bank verdient vor allem im Investmentbanking Geld. In ihrem Fall soll sich das Risiko laut Fed auf 20 Milliarden Dollar belaufen. Die Mindestkernkapitalrate, welche die Absicherung mit erstklassigem Kapital gegen Krisen misst, könnte im Krisenfall auf 5,8 Prozent einbrechen - fünf Prozent gelten als sicheres Minimum. In parallel durchgeführten eigenen Berechnungen kam Goldman - wie andere Banken auch - auf einen deutlich höheren Wert.

Kritiker monierten jedoch, dass die Fed nicht nach allzu harten Kriterien geprüft habe. Sie habe die Verluste, die im Krisenfall drohen, zu niedrig angesetzt und ignoriert, dass der Kollaps mehrerer Banken das System entsprechend heftiger treffen würden. Die New York Times zitiert Rebel A. Cole, Finanzprofessor an der DePaul University in Chicago: "Der Stresstest war nicht besonders stressig."

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