Strafzölle:Der Handelskrieg träfe auch Deutschland

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Die US-Maßnahmen gegen China belasten nicht nur die Volksrepublik. Die eigentlichen Verlierer wären andere, allen voran BMW und Mercedes. Sie stellen fast alle ihrer PS-starken Sportgeländewagen in den USA her.

Von Christoph Giesen, Peking

Der Termin für den Showdown steht jetzt fest. Am 6. Juli könnte ein Handelskrieg ausbrechen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat: eine Milliardenschlacht zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Erde. Ebenso wie die Vereinigten Staaten will China an diesem 6. Juli mit der Umsetzung von Strafzöllen auf Waren im Wert von bis zu 50 Milliarden Dollar beginnen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag unter Berufung auf das Pekinger Handelsministerium berichtete. Zunächst sind demnach zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf 545 Produkte im Wert von 34 Milliarden Dollar geplant. Der Starttermin für Zwangsabgaben auf weitere 114 Waren, die sich dann auf zusätzliche 16 Milliarden summieren könnten, soll später bekanntgegeben werden. Sollten die USA wie angedroht daraufhin die Strafzölle ausweiten, behalte sich die Regierung zudem "weitere Maßnahmen" vor, hieß es. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag Strafzölle auf 1102 Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar gegen China verkündet und gedroht, sein Land werde auf eine Reaktion Chinas mit neuen Zöllen sanktionieren.

Betroffen von den geplanten chinesischen Gegenzöllen sind laut einer vom Pekinger Finanzministerium am Sonntag veröffentlichen Liste vor allem Sojabohnen und Autos. Soja im Wert von 14 Milliarden Dollar verkaufen amerikanische Bauern jedes Jahr nach China. Die meisten von ihnen leben in ländlichen Regionen, die traditionell republikanisch wählen, und auf deren Stimmen Trump bei den Kongresswahl in diesem Herbst angewiesen ist. Viele Landwirte haben zudem wegen der großen Nachfrage aus Fernost ihre Anbauflächen erweitert. Die Zölle träfen sie hart.

Unangenehm könnte es auch für die Autoindustrie werden. Allein im vergangenen Jahr importierte China etwa 280 000 Pkw im Wert von gut zwei Milliarden Dollar aus den Vereinigten Staaten. Allerdings müssen weder Ford noch General Motors sonderlich fürchten, dass ihre Modelle in China deutlich teurer werden - sie fertigen den Großteil in Kooperation mit chinesischen Partner vor Ort. Die eigentlichen Verlierer wären andere, allen voran BMW und Mercedes. Die beiden deutschen Premiumhersteller stellen fast alle ihrer auch in China beliebten PS-starken Sportgeländewagen in den USA her. Das Analyseunternehmen IHS schätzte jüngst, dass BMW in diesem Jahr etwa 89 000 SUV nach China verkaufen wird, Mercedes 65 000. Das war allerdings vor der Eskalation des Handelsstreits.

Noch hofft man in Peking jedoch, die Konfrontation vermeiden zu können. "China begrüßt einen Dialog und hat keine Angst vor Handelskriegsdrohungen", hieß es in einem Leitartikel der staatlichen Zeitung China Daily am Wochenende. Die von den USA am Freitag verkündete Maßnahmen würden "nach hinten losgehen, wenn Washington nicht von seiner gefährlichen Abenteuerpolitik abrückt", schrieb das Blatt.

Mit Sorge sieht man die drohende Eskalation in Deutschland. Das Münchner Ifo-Institut warnte die Europäer vor einer Abschottung gegen China: "Die Strafzölle der USA gegen China werden dazu führen, dass chinesische Produkte verstärkt auf die europäischen Märkte drängen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest der dpa. "Die EU sollte darauf nicht mit protektionistischen Maßnahmen gegenüber China reagieren, sondern China drängen, die eigenen Märkte weiter zu öffnen", forderte Fuest.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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