Sparprogramm:Job-Kahlschlag bei Qimonda

Stellenkürzungen als Verkaufsstrategie: Um den Marktwert seiner Tocher Qimonda anzukurbeln, will Infineon 3000 Stellen weltweit abbauen.

Infineon hat ein globales Restrukturierungs- und Kostensenkungs-Programm für die angeschlagene Qimonda-Tochter angekündigt: Bis zum Sommer nächsten Jahres sollen 3000 von 14.000 Stellen weltweit wegfallen.

Sparprogramm: Massive Rationierungen bei Qimonda: ein Drittel aller Stellen fällt weg.

Massive Rationierungen bei Qimonda: ein Drittel aller Stellen fällt weg.

(Foto: Foto: dpa)

Dabei hatte Qimonda bereits im Frühjahr die Streichung von 1350 Stellen angekündigt. Besonders hart trifft es dieses Mal die beiden deutschen Standorte Dresden und München. Gut die Hälfte aller Stellen werden dort gestrichen.

Qimonda beschäftigt derzeit rund 1400 Mitarbeiter in München und etwa 3000 in Dresden. Die restlichen Stellenstreichungen sollen im amerikanischen Raleigh vorgenommen werden. Es werde aber noch mit den Arbeitnehmervertretern vor Ort verhandelt, sagte der Sprecher.

Die Streichungen sind Teil eines konzernweiten Kostensenkungsprogramm, mit dem Qimonda nach eigenen Angaben jährlich 450 Millionen Euro einsparen will. "Der tiefgreifende Abschwung in der DRAM-Industrie und die Konsequenzen für unsere finanziellen Situation haben uns veranlasst, unser Geschäftsmodell neu auszurichten", sagte Vorstandschef Kin Wah Loh. Qimonda werde sich daher deutlich verkleinern. Als Folge der Umstrukturierung wird sich das Unternehmen zudem weitgehend aus dem defizitären PC-Geschäft verabschieden und sich stattdessen auf Server und Grafikkarten fokussieren.

Geringerer Ertrag

Das Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm soll unter anderem den Verkauf von Quimonda ankurbeln. Die Infineon-Tochter hat in den vergangenen Quartalen wegen des massiven Preisverfalls bei Speicherchips nur Verluste eingefahren und damit Infineon gehörig die Bilanz verhagelt. Aus diesem Grund will Infineon, das noch 77,5 Prozent an Qimonda hält, die defizitäre Tochter bis zur Hauptversammlung im kommenden Jahr loswerden.

Um die Bilanz aufzubessern, versilbert Qimonda auch seinen Anteil in Höhe von 35,6 Prozent an dem taiwanischen Chiphersteller Inotera für 400 Millionen Dollar (296 Mio Euro) an den US-Konkurrenten Micron. Die erste Tranche von 200 Millionen Dollar soll bereits kommende Woche fließen, der Rest im November. Vorstandschef Kin Wah Loh betonte in einer Telefonkonferenz, Qimonda habe für die Aktien einen guten Preis bekommen.

Wegen des Kursverfalls der vergangenen Wochen bringt der Verkauf jedoch deutlich weniger als dafür in den Büchern vorgesehen. Qimonda bezifferte den Buchverlust auf rund 300 Millionen Euro. Auch das Sparprogramm kostet zunächst Geld. Noch in diesem Quartal sollen Restrukturierungsaufwendungen von rund 50 Millionen Euro anfallen.

Finanzvorstand tritt zurück

Für den Fall der Fälle, dass sich kein Käufer findet, sollen die Aktien als Sonderdividende an die Aktionäre verschenkt werden. Ein Verkauf dürfte sich wegen der Finanzkrise schwierig gestalten. Infineon teilte in der Nacht zum Montag mit, die Gespräche darüber dauerten noch an. "Unter anderem aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten im Allgemeinen und der Preissituation im DRAM-Markt im Besonderen ist der Ausgang dieser Gespräche jedoch ungewiss."

Wie ebenfalls bekannt wurde, räumt Qimonda-Finanzvorstand Michael Majerus seinen Posten. Er trete auf eigenen Wunsch zurück, hieß es. Sein Vorstandskollege Thomas Seifert werde zwischenzeitlich die Aufgaben des Finanzvorstands mitübernehmen.

An der Börse wurden die Nachrichten über das Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm gut aufgenommen: Die Aktien von Qimonda und Infineon legten deutlich zu.

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