Schuldenkrise in Europa:Spanien wankt zum Rettungsschirm

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Der spanische Wirtschaftsminister drängt auf Geld: De Guindos macht deutlich, dass Spanien womöglich bald weitere Hilfen beantragen könnte. In dem Fall würde das Land womöglich ganz unter den Rettungsschirm schlüpfen.

Sabrina Keßler

Allein der Gedanke hatte sie stets empört. Vehement betonte die spanische Regierung in der Vergangenheit, dass es nicht nötig sei, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Doch geht es nach dem Willen des spanischen Wirtschaftsministers Luis de Guindos, könnte das Mittelmeerland erneut Hilfen aus dem künftigen Rettungsfonds ESM oder EFSF beantragen. Das könnte bedeuten, dass sich Spanien nicht wie bisher nur teilweise, sondern ganz unter den Rettungschirm begeben würde und härtere Auflagen einhalten müsste. "Die EZB-Ratssitzung diese Woche und die Sitzung der Euro-Finanzminister in zwei Wochen werden da Klärung bringen", sagte De Guindos dem Handelsblatt. Erst wenn die Bedingungen feststünden, werde man klarer sehen.

Wirtschaftsminister Luis de Guindos will Spanien aus dem Schuldensumpf ziehen. Seiner Ansicht nach sollte das Mittelmeerland schon bald komplett unter den Rettungsschirm schlüpfen. (Foto: dpa)

Bereits im Juli hatten die EU-Finanzminister ein erstes, 100 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für Spaniens Banken geschnürt. Im Gegenzug für die Hilfen aus dem Rettungsfonds EFSF verpflichtete sich Spanien zu Spar- und Kontrollauflagen verpflichtet. Wirtschaftsminister De Guindos schließt nicht aus, dass dafür auch die Europäische Zentralbank (EZB) in den Markt eingreifen muss - auch, wenn sie die nationalen Bemühungen natürlich nicht ersetzen könne. "Aber derzeit gilt es, die Zweifel über den Euro auszuräumen und klarzumachen, dass der Euro irreversibel ist."

De Guindos Vorstoß, weitere Hilfen zu beantragen, könnten ein nächster Schritt sein, um das Land wieder aufzubauen. "Jetzt beginnt der Countdown für Spaniens Rettung", schrieb die spanische Zeitung El País schon im August, als Spanien sein erstes Hilfegesuch an Brüssel richtete.

Das viertgrößte Geldinstitut Spaniens setzt auf Milliardenhilfe

Besondere Probleme bereitet der Nation das Geldhaus Bankia: Sie hatte im ersten halben Jahr ein Minus von 4,5 Milliarden Euro gemacht. Der spanische "Fonds für die geordnete Umstruktierung von Banken" (FROB) erteilte dem Institut nun eine Finanzspritze in dieser Höhe. Damit solle gewährleistet werden, dass die Bank auch in Zukunft über die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapitalquote von neun Prozent verfügt. Zuletzt lag die Kernkapitalquote noch bei mageren 6,3 Prozent. Der Zuschuss muss allerdings noch von der spanischen Zentralbank und der EU-Kommission gebilligt werden.

Doch die 4,5 Milliarden Euro Finanzhilfe wäre nur der Anfang. Bankia hofft in den nächsten Monaten auf weitere 24 Milliarden Euro vom spanischen Staat. Und die wird der Konzern auch brauchen, denn er hat sich in der Vergangenheit bei der Vergabe von Hypothekenkrediten mächtig verschätzt. Die Finanzspritze soll nun über eine Kapitalerhöhung bei der Dachgesellschaft der Bankengruppe BFA finanziert werden, zu der auch Bankia gehört.

Andalusien bettelt um Finanzhilfe

Die Banken sind allerdings nicht die einzigen, die zuletzt in Schieflage geraten sind: Auch mehrere spanische Provinzen drängen auf um Unterstützung. Nach Valencia, Murcia und Katalonien beantragte mittlerweile auch Andalusien Geld bei der Zentralregierung in Madrid. Rund eine Milliarde Euro fordert die Region, um ihre Defizite ausgleichen zu können. Aufgrund ihrer schlechten Kreditwürdigkeit können sich die Provinzen kaum mehr Geld an den Kapitalmärkten leihen. Schon im Juli hatte die spanische Regierung deswegen einen Notfonds eingerichtet, um die 17 spanischen Regionen in den nächsten Monaten mit rund 18 Milliarden Euro zu unterstützen.

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