Schiesser:Mit Feinripp in den Abgrund

Alle Rettungsversuche waren vergebens: Eine der bekanntesten Unterwäschefirmen ist pleite. Das Traditionsunternehmen Schiesser hat Insolvenz beantragt.

Der Feinripp dieser Marke war einst das Symbol für den deutschen Spießer. Doch dann machte der Wäschehersteller Schiesser aus Radolfzell recht erfolgreich auf modern - und es war auf einmal "in", zum Konsum von Jägermeister in der Trend-Kneipe Feinripps zu tragen.

Pleite einer Traditionsmarke: Schiesser hat Insolvenz angemeldet. (Foto: Foto: ddp)

Dem Unternehmen hat es letztlich nicht viel gebracht - obwohl die Restrukturierung gut lief, konnte die notwendige Anschlussfinanzierung nicht sichergestellt werden. Die Folge: Die Traditionsfirma Schiesser hat Insolvenz beantragt. Altlasten aus der Vergangenheit hätten zu 65 Millionen Euro Bankschulden geführt.

Damit ist schon wieder ein großer Name der deutschen Firmengeschichte gefährdet. Erst kürzlich hatte der Porzellanproduzent Rosenthal pleite gemacht.

Zum vorläufigen Verwalter des Unternehmens Schiesser mit rund 2300 Mitarbeitern ist Volker Grub aus Stuttgart ernannt worden, teilte der Hersteller von Unter- und Nachtwäsche sowie Sportwäsche mit.

Sanierung geplant

Das Unternehmen, bekannt für seine Feinripp-Unterwäsche, war 1875 gegründet worden und ist heute eine Tochter der Schiesser Group AG mit Sitz im schweizerischen Küsnacht. Die Schiesser AG hat ihrerseits vier Tochtergesellschaften in Deutschland und neun in anderen europäischen Ländern. Der Umsatz lag 2008 bei 130 Millionen Euro. In Radolfzell beschäftigt Schiesser rund 600 Mitarbeiter.

Trotz der Finanzprobleme beabsichtige der Vorstand jedoch, das Unternehmen zu sanieren und fortzuführen, teilte der Insolvenzverwalter mit. Ein Umsatzanstieg um 20 Prozent im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat und acht Prozent mehr Vorbestellungen für die Herbst- und Winterkollektion bestärkten die Führungsspitze bei diesem Vorhaben.

Nun wird erst einmal die Belegschaft um 90 Stellen verringert. Die Produktion ist bereits vor Jahren nach Fernost und Osteuropa ausgelagert worden.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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