Der Aufsichtsrat von Siemens beschloss am Dienstag, hart gegen das frühere Top-Management vorzugehen. Wegen "Verletzung der Organisations- und Aufsichtspflichten" sollen zehn Ex-Vorstände für die hohen Schäden haften, die durch den Korruptionsfall entstanden sind.
Die Schmiergeldaffäre dürfte Siemens am Ende weit mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die für das Top-Management abgeschlossene Haftpflichtversicherung greift aber nur bis zu 250 Millionen Euro. Außerdem ist fraglich, ob das von der Allianz angeführte Assekuranz-Konsortium einspringt. Bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz greift die Versicherung voraussichtlich nicht. Im Korruptionsfall könnte grobe Fahrlässigkeit vorliegen.
Die Ansprüche, die Siemens in der Schmiergeldaffäre geltend machen will, richten sich gegen die Ex-Konzernchefs Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld, den früheren Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger, Ex-Personalvorstand Jürgen Radomski sowie die Ex-Zentralvorstände Thomas Ganswindt, Edward Krubasik, Rudi Lamprecht, Uriel Sharef, Klaus Wucherer und Johannes Feldmayer.
Darüber hinaus verlangt Siemens von Feldmayer und dem früheren Zentralvorstand Günter Wilhelm auch in der AUB-Affäre Schadenersatz.
In einem internen Prüfbericht steht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, es bestünden gute Aussichten, im Fall der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) rund 20 Millionen Euro zu bekommen. Siemens hatte die Betriebsräte-Organisation AUB heimlich unterstützt, um ein arbeitgeberfreundliches Gegengewicht zur IG Metall zu schaffen.