Rohstoffe:Was aus dem Seltene-Erden-Hype wurde

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Vor wenigen Jahren investierten Anleger in Seltene Erden, weil sie hohe Renditen versprachen. Warum aus dem Boom nichts wurde.

Von Lukas Zdrzalek

Der Name klingt wie ein todsicheres Ding, suggeriert knappste Knappheit: Seltene Erden. Es geht um eine Gruppe von 17 Metallen, die Unternehmen etwa in Computern, Mobiltelefonen und Glasfaserkabeln verbauen - also in all jenen Produkten, die künftig noch viel wichtiger werden. Manche nennen die Seltenen Erden deshalb High-Tech-Metalle, und vor einigen Jahren brach um sie ein Hype los.

Der Grund: China beherrscht den Markt und verhängte Exportbeschränkungen, die Preise stiegen rasant. In der Berliner Politik brach Panik aus, ob sich heimische Unternehmen noch ausreichend mit den wichtigen Metallen würden eindecken können. Die Finanzindustrie reagierte prompt: Sie legte etliche Produkte auf, etwa Fonds, die vom Boom profitieren sollten, indem sie beispielsweise in Minenbetreiber investierten. Mittlerweile dürften etliche Fonds in Schwierigkeiten stecken, denn die Preise für Seltene Erden sind um gut 80 Prozent gefallen, zeigen Daten der Deutschen Rohstoffagentur, die Teil der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ist.

Für den Preisabsturz gibt es viele Gründe: Erstens haben die Unternehmen die Seltenen Erden durch andere Stoffe ersetzt. Zweitens hat China seine Exportbeschränkungen aufgeheben, nachdem die USA und die Europäische Union Peking vor die Welthandelsorganisation gezerrt hatten. Mittlerweile überschwemmen die Chinesen den Markt regelrecht mit ihren Seltenen Erden. Denn als die Preise immer weiter gestiegen waren, begannen Unternehmen, außerhalb von China nach Lagerstätten zu fahnden. Sie merkten bald: Die Seltenen Erden sind gar nicht so selten, Reserven in Grönland beispielsweise könnten den weltweiten Bedarf jahrzehntelang decken. China, vermuten Experten, verkauft derzeit besonders viele Seltene Erden, um die Preise zu drücken. Dadurch lohnt es nicht, andere Lagerstätten zu erschließen - und die Regierung in Peking kann ihre Marktmacht behalten. Und irgendwann kann sie die wieder ausnutzen.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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