Rente:Früher in den Ruhestand

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Gut eine Million Anträge sind bisher für die vorzeitige Rente ohne Abschläge eingegangen. Erwartbar, sagt die Regierung. Ein Unding, schimpfen dagegen die Arbeitgeber.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Seit der Einführung der "Rente mit 63" im Sommer 2014 haben mehr als eine Million Beschäftigte diese Möglichkeit genutzt. Sie wollen vor dem regulären Renteneintrittsalter abschlagsfrei in den Ruhestand gehen. Die Deutsche Rentenversicherung und das Bundessozialministerium bestätigten am Donnerstag entsprechende Zahlen, über die Bild berichtet hatte. Konkret geht es um die Option, nach 45 Versicherungsjahren ohne Abschläge in Rente gehen zu können; die Altersgrenze dafür war von der damaligen großen Koalition zum 1. Juli 2014 von 65 auf 63 Jahre gesenkt worden. Parallel zur schon laufenden Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters - bis 2031 wird es schrittweise von früher 65 auf dann 67 Jahre angehoben - steigt allerdings auch das Mindestrentenalter für besonders langjährige Versicherte wieder. Der Abstand von zwei Jahren zur Regelaltersgrenze bleibt; am Ende wird so aus der Rente mit 63 eine Rente mit 65.

2014 wurden 206 000 Anträge auf den vorzeitigen Renteneintritt ohne Abschläge gestellt, in den Jahren danach pendelte die Zahl um 250 000. Von Januar bis April dieses Jahres kamen weitere 64 000 Anträge hinzu, so dass nun die Marke von einer Million überschritten wurde.

Das Bundessozialministerium wehrte sich am Donnerstag gegen die Darstellung, die Beliebtheit der neuen Rente mit 63 sei von der Politik unterschätzt worden. Dieser Eindruck sei "nicht zu rechtfertigen", hieß es. Insgesamt bewegten sich die Zugänge "im erwartbaren Rahmen". Auch die Rentenversicherung betonte, die Antragszahlen entsprächen den Erwartungen "von 200 000 bis 240 000 Zugängen pro Jahr".

Kritik kam dagegen von den Arbeitgebern. Die Zahlen belegten, "dass die Rente mit 63 eine Weichenstellung mit fatalen Folgen war", sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände. Die Rente mit 63 entziehe den Betrieben dringend benötigte Fachkräfte. "Was wir in der Rentenpolitik brauchen, ist das glatte Gegenteil: keine staatlich subventionierte Frühverrentungs-Politik, sondern Anreize, damit ältere Beschäftigte freiwillig länger arbeiten."

Durch die Absenkung des Rentenalters für besonders langjährige Versicherte auf 63 Jahre ist die Zahl der Rentner in dieser Kategorie naturgemäß gestiegen. Insgesamt zählte die Rentenversicherung im Januar dieses Jahres knapp 922 000 Renten dieser Art; ausgezahlt wurden 1,3 Milliarden Euro. Im Juni 2014, vor der Neuregelung, fielen nur 41 300 Altersrenten in diese Kategorie.

© SZ vom 25.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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