Rente:Entlastung für Midi-Jobs

Wer mehr als 850 Euro verdient, muss bisher die vollen Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will die Grenze nun auf 1300 Euro verschieben, ohne dass dadurch die späteren Rentenansprüche sinken.

Von Henrike Rossbach, Berlin

Für viele Geringverdiener lohnt es sich derzeit kaum, mehr zu arbeiten, als sie es gegenwärtig tun. Denn jenseits der Midi-Job-Lohngrenze von 850 Euro im Monat werden die vollen Sozialversicherungsbeiträge fällig. Wer dagegen unterhalb dieser Grenze bleibt, muss nur einen verringerten Beitrag zur Rentenversicherung zahlen. Das Problem: Netto bleibt auf diese Weise zwar mehr übrig, allerdings sind dafür auch die Rentenaussichten später ziemlich dürftig - weil eben weniger Beiträge entrichtet wurden.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will es nun attraktiver machen, die 850-Euro-Grenze zu überschreiten. Vom kommenden Jahr an soll bis zu einem Einkommen von 1300 Euro nur der verringerte Rentenbeitrag fällig werden. Die späteren Rentenansprüche aber sollen trotzdem so hoch ausfallen, als wäre der volle Rentenversicherungsbeitrag eingezahlt worden. Profitieren würden davon etwa fünf Millionen Beschäftigte, sagte Heil der Bild-Zeitung.

Die genauen Kosten seines Vorhabens bezifferte Heil nicht; es dürfte allerdings um Milliarden gehen. Unklar ist zudem, ob die Rentenversicherung für die höheren Renten, denen dann keine entsprechenden Einzahlungen gegenüberstehen würden, aufkommen soll - oder ob eine Finanzierung aus Steuern vorgesehen ist. "Geringverdiener müssen mehr Geld in der Tasche haben", sagte Heil. Ihnen nutze keine Steuerreform, weil sie ohnehin wenig oder gar keine Steuern zahlten. Heil sprach von gut angelegtem Geld. Es könne nicht sein, "dass Menschen ihr Leben lang arbeiten, Beiträge zahlen - und am Ende nur so wenig bekommen wie die, die nie gearbeitet haben".

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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