Reden wir über Geld:Jo Nesbø: "Was ich wollte, war Freiheit"

Lesezeit: 1 min

Jo Nesbø: "Aber echter Luxus ist für mich, zwei Jahre an einem Buch zu schreiben und es dann, ohne an die finanziellen Konsequenzen zu denken, einfach zu löschen." (Foto: imago/Agencia EFE)

Der norwegische Schriftsteller Jo Nesbø spricht über seine Scham, mehr Geld zu haben als andere.

Von Martin Wittmann

Jo Nesbø sitzt im Café eines Hamburger Hotels. Der Schriftsteller trägt eine dicke Lederjacke und klagt über die Kälte in Deutschland. Er ist auf Lese-Reise für sein Buch "Durst", doch gedanklich weilt er schon beim nächsten Opus. Der 57-Jährige ist ein Workaholic, einer, der sich schicke Hotels und gute Restaurants gönnt, aber keine Ruhe.

Das Arbeiten im Akkord hat ihn Mitte der Neunziger an seine Grenzen gebracht: Er arbeitete bei Norwegens größtem Aktienmakler und sang gleichzeitig in der damals erfolgreichsten Band des Landes. Den Börsen-Job machte er, um seine Schulden abzuzahlen. "Ich habe mir nie ein großes Auto gekauft. Was ich wollte, war Freiheit." Doch vor der großen Freiheit lag der große Stress. Nesbø stieg nach Börsenschluss ins Taxi, fuhr zum Flughafen, flog zu seinem eigenen Konzert und am nächsten Morgen wieder zurück nach Oslo Richtung Büro. Das war zuviel. Erschöpft gab er beide Jobs auf und fing an, Bücher zu schreiben. Bis heute hat er mehr als 30 Millionen Stück verkauft.

Nesbø kann sich jetzt was leisten: "Ich habe ein größeres Appartement als früher, ich kann reisen, wohin ich will, übernachte in schicken Hotels, esse in guten Restaurants", erzählt er. "Aber echter Luxus ist für mich, zwei Jahre an einem Buch zu schreiben und es dann, ohne an die finanziellen Konsequenzen zu denken, einfach zu löschen. Weil es einfach nicht gut genug war". Das hat Nesbø tatsächlich einmal getan, einfach gelöscht.

Der Norweger hat mehr als 20 Bücher geschrieben. Krimi-Leser mögen seine Romane um den Ermittler Harry Hole, Kinder schätzen seine Geschichten um Dr. Proktor und dessen Pupspulver.

Im "Reden wir über Geld" spricht Nesbø über seine Arbeitswut, er erklärt, warum er sich dennoch jede Zeit der Welt nimmt, um Lionel Messi beim Fußballspielen zuzusehen und warum er eine Stiftung für Kinder in der Dritten Welt gegründet hat. Und nachdem alles gesagt war und der Autor längst wieder weitergereist ist, landet die SZ auf der Suche nach dieser Stiftung bei den Panama Papers und konfrontiert den Star im Nachinein damit. Nesbø und die Verwalter der Stiftung reagierten überrascht - sie hätten die Stiftung 2008 in Norwegen registrieren lassen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld mit Jo Nesbø
:"Ich war so ausgebrannt, dass ich alles und jeden hasste"

Er war schon Fußballer, Fabrikarbeiter, Taxifahrer, Aktienhändler und Musiker. Dann aber erinnerte sich der norwegische Krimi-Autor Jo Nesbø an seine Mutter - und hat inzwischen schon über 30 Millionen Krimis verkauft.

Von Martin Wittmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: