Zahlungsmittel:Wer würde vom Ende des Bargelds profitieren?

Neue 10-Euro-Banknote wird vorgestellt

Noch sind sie in Deutschland in aller Hände: die 10-Euro-Scheine.

(Foto: dpa)

Die Bundesregierung plädiert für ein Bargeld-Limit von 5000 Euro. Andere vermuten, dass Scheine und Münzen auf Dauer ganz verschwinden. Das hätte gewaltige Folgen.

Von Markus Zydra

Die Sicherheitsbehörden könnten dann den kompletten Zahlungsverkehr der Bürger nachvollziehen. Kriminelle Geldwäscher, die jetzt noch mit Geldkoffern unterwegs sind, hätten es dadurch deutlich schwerer. Auch der Fiskus dürfte sich freuen: Ohne Bargeld wäre es viel komplizierter, Schwarzarbeit zu entlohnen.

Mancher macht sogar Gesundheitseffekte geltend: Schließlich gingen die Geldscheine durch viele - mutmaßlich keim- und virenbelastete Hände. Die Überweisung per Computer scheint da hygienischer zu sein. Allerdings müssten unbescholtene Bürger damit rechnen, dass ihre Einkäufe später analysiert werden könnten.

Zwang zum Geldausgeben

Die geltenden Datenschutzgesetze schieben dem einen Riegel vor, doch niemand weiß, ob diese Schutzregeln später nicht aufgeweicht würden. Interesse an den Einkaufsdaten der Menschen gäbe es bestimmt. Ein Beispiel: Die Krankenversicherungen dürften an Informationen interessiert sein, die aufzeigen, wie häufig jemand Bier und Wein einkauft. Die Gesundheitsrisiken ließen sich so viel exakter eingrenzen.

Die Abschaffung des Bargelds hätte auch volkswirtschaftliche Implikationen. Das Geldvermögen der Menschen läge dann nur noch auf Konten. Die Macht der Zentralbanken würde steigen. Sie könnten die Leitzinsen weit unter null Prozent absenken. Die Kreditinstitute würden dann die Konten der Kunden mit einem entsprechenden Strafzins belasten. Derzeit ist das kaum möglich, denn die Leute würden ihr Geld einfach abheben und horten. Durch das Bargeldverbot wäre dieser Weg verbaut.

Führende US-Ökonomen wie Larry Summers und Kenneth Rogoff betonen seit längerem die Vorzüge des Bargeldverbots. Wenn man die Verbraucher mehr oder weniger zwingen könnte, ihr Geld auszugeben, dann würde die Konjunktur in Gang kommen, so das Argument. Die hohen Sparvermögen gelten als Wachstumsbremse.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: