Porsche:Wiedeking im "Medienkrieg"

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"Medienkrieg" und "Mobbing": Mit harschen Worten dementiert Porsche einen Bericht, wonach Konzernchef Wiedeking vor der Ablösung steht.

Der Countdown läuft. Im Auto-Drama um die Zukunft von Volkswagen und Porsche wird der Tonfall schärfer - und die Nerven liegen blank. Für großen Wirbel sorgte am Mittwochnachmittag ein Bericht der Wirtschaftswoche: " Wendelin Wiedeking verlässt das Unternehmen", meldete das Blatt in seiner Online-Ausgabe - ohne Quellen zu nennen. Über einen Nachfolger für den Manager solle bereits in Kürze entschieden werden.

Porsche hat einen Bericht über den Abgang von Konzernchef Wiedeking dementiert. (Foto: Foto: dpa)

Ein Porsche-Sprecher wies dies umgehend zurück: "Das ist falsch und das ist Mobbing. Wiedeking ist im Amt." Er fügte hinzu: "Hier wird ein Medienkrieg geführt." Es habe auch noch keine Einigung der Familien Porsche und Piëch über die Zukunft von Porsche gegeben

Wulff, das Feindbild Nummer eins

Porsche arbeitet mit Hochdruck an einer Teilentschuldung mit Hilfe der Eigentümerfamilien. Verhandelt werde über eine Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro, die mit Hilfe der Familien Porsche und Piëch realisiert werden soll. Außerdem soll nach den Plänen der Stuttgarter das Emirat Katar durch einen Kauf von Anteilen Milliarden in die Kassen des Sportwagenbauers spülen. Insgesamt sieben Milliarden Euro bieten die Scheichs Bankenkreisen zufolge für den Kauf von Stammaktien und VW-Optionen. Sollte der Doppel-Coup gelingen, wäre Porsche mit einem Schlag seinen Schuldenberg von mittlerweile zehn Milliarden Euro los und wieder handlungsfähig.

VW dagegen will knapp die Hälfte der Porsche AG kaufen und den Sportwagenhersteller als zehnte Marke in den Konzern integrieren. Der VW-Aufsichtsrat kommt am 23. Juli - ebenfalls in Stuttgart - zu einer Sondersitzung zusammen. Damit steuert der seit Monaten tobende Machtkampf darüber, wer künftig das Sagen bei Porsche und VW hat, auf seinen Höhepunkt zu.

Das Klima zwischen den beiden Autobauern ist derweil mehr denn je vergiftet. Gegenseitige Schuldzuweisungen vergrößern noch den Schlamassel und damit die Hoffnung auf eine von beiden Seiten tragfähige Lösung. Außerdem werden nahezu täglich Nebelkerzen in Niedersachsen und Baden-Württemberg geworfen, um den Gegner in dem zähen Ringen unter Druck zu setzen. Wie auch immer die Schlacht ausgeht - zurück bleiben viele Blessuren.

Zum Feindbild Nummer eins in Stuttgart ist Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) geworden. Der Vorwurf: Das Land als zweitgrößter VW-Aktionär, das für eine Integration von Porsche in den VW-Konzern ist, torpediere Verhandlungen über den Einstieg Katars bei dem Sportwagenhersteller. Wulff drohte Wiedeking indirekt mit seinem Einfluss auf mögliche arabische Geldgeber. Die würden angesichts der anhaltenden Querelen abgeschreckt. Niedersachsen hat mit 20 Prozent Aktien durch das VW-Gesetz eine Sperrminorität bei dem Wolfsburger Autobauer. Wulff hat in den vergangenen Tagen den Druck auf Porsche, endlich zu einer Entscheidung zu kommen, zunehmend erhöht.

Kampf mit allen Mitteln

Porsche- Betriebsratschef Uwe Hück, früher Europameister im Thai-Boxen, ging am Mittwoch zur Attacke über: Wulff habe bei diversen deutschen Banken massiv darauf gedrängt, keine Kredite an Porsche zu vergeben. "Er will Porsche schaden, damit VW uns billig einkaufen kann." Die Staatskanzlei in Hannover keilte umgehend zurück. "Uwe Hück fürchtet offenbar um Privilegien", kritisierte ein Sprecher Wulffs. "Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären."

Gegen Wiedeking hat sich eine mächtige Allianz zwischen Wulff und VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Piëch gebildet. Sie treiben massiv die Schaffung eines großen integrierten Autokonzerns voran. Bisher besitzt Porsche knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und halten mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent.

Die Verhandlungen der Familien Porsche und Piëch stünden angeblich kurz vor dem Abschluss, heißt es in Konzernkreisen. Eine Grundsatzentscheidung werde vor den Aufsichtsratssitzungen erwartet. Das Problem in dem Dauerstreit: Die beiden Familienclans haben sich grundsätzlich dazu verpflichtet, Entscheidungen einstimmig zu fällen.

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