Porsche:Erst beurlaubt, dann ganz raus

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Wolfgang Hatz, 57: Bei internen Untersuchungen konnte ihm kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. (Foto: Jonas Schöll/dpa)

Der langjährige VW-Motorentwickler und Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz verlässt das Unternehmen.

Von Thomas Fromm, München

Als Wolfgang Hatz kurz nach Bekanntwerden der Dieselaffäre bei VW Ende September vergangenen Jahres als Porsche-Entwicklungschef beurlaubt wurde, verwunderte das nicht wirklich. Der 57-Jährige war seit Jahren im Konzern unterwegs, von 2007 bis 2012 leitete er die Motorenentwicklung bei Volkswagen - also just in jenen Jahren, in denen der Konzern damit begann, viele seiner Dieselmotoren mit einer Software hochzurüsten, die bei Abgasmessungen manipulieren konnte. Es sind dies Situationen, in denen lange ermittelt und geprüft wird; Situationen, die sich hinziehen, bis klar ist: Derjenige, der gerade beurlaubt ist, ist sauber - oder aber in den Fall verwickelt.

Bei Hatz zog es sich monatelang hin, am Dienstag dann die überraschende Mitteilung des Stuttgarter Sportwagenherstellers: Der beurlaubte Entwicklungschef verlässt Porsche "auf eigenen Wunsch" - dabei habe ihm die interne Untersuchung bislang kein Fehlverhalten nachweisen können. Wer nach weiteren Hinweisen sucht, wird nicht fündig in der Zuffenhausener Mitteilung. Wolfgang Porsche, Miteigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender der Sportwagenschmiede, bedankt sich bei Hatz für "innovative Highlights wie etwa den Supersportwagen 918 Spyder" und lobt: "Dass Wolfgang Hatz im Juni 2015 den Doppelsieg der Porsche LMP1-Rennwagen in Le Mans feiern konnte, war die Krönung seiner hervorragenden Arbeit." Eine Krönung, die dann über Nacht nur noch begrenzten Wert hatte: Hatz sei im Herbst "vorsorglich und vorübergehend beurlaubt worden" und habe "seitdem an der Aufklärung mitgewirkt", schreibt das Unternehmen - und die habe bislang "keinerlei Hinweise auf eine Mitverantwortung von Hatz ergeben".

Porsche lässt wissen, der Manager habe "an der Aufklärung mitgewirkt"

Warum dann also der Abgang? Die Personalie lädt zu Spekulationen ein: Gibt es nicht doch irgendetwas, was im Zuge der Ermittlungen über den langjährigen Weggefährten von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn bekannt geworden war? Hinter den Kulissen winkt man ab. Dort heißt es: Für den Manager sei die Sache eine "unbefriedigende Situation" gewesen. Deshalb habe sich Hatz entschieden, "einen Schlussstrich zu ziehen". Allerdings muss die Sache auch für seinen Arbeitgeber unbefriedigend gewesen sein: Seit Monaten arbeiteten die Schwaben ohne Entwicklungschef, ohne dass ein Ende abzusehen gewesen wäre. Nachfolger soll nun Michael Steiner, 51, werden, der seit 14 Jahren im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach arbeitet; zuletzt als Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeuge.

Der Dieselskandal, am 18. September 2015 in den USA hochgekommen, zieht sich - und damit wird die Liste derjenigen, die infolge der Affäre ausgetauscht werden, länger. Bereits Anfang Dezember schied der Technikchef der Ingolstädter VW-Tochter Audi, Ulrich Hackenberg, aus dem Vorstand aus. Nun also der seit Monaten beurlaubte Manager Hatz.

Eigentlich hatte man spätestens zur Jahrespressekonferenz des Konzerns in der vergangenen Woche einen ausführlichen Bericht zum Stand der internen Ermittlungen erwartet. Wochen und Monate hatte VW auf einen Termin Ende April verwiesen, an dem zumindest auszugsweise die Erkenntnisse der Ermittler der Kanzlei Jones Day veröffentlicht werden sollten. Die Juristen sollen im Auftrag des Aufsichtsrates untersuchen, wie genau der Betrug zustande kam und wer ihn angeordnet hatte. Auf Druck der US-Behörden aber wurde dies verschoben - auf unbestimmte Zeit.

Was bleibt, sind viele Fragen. In seinem Jahresbericht, den VW Ende April veröffentlichte, heißt es dazu, es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass der Vorstand an den Manipulationen der Dieselmotoren beteiligt war. Nur so viel: Der Streit mit den US-Behörden über die Dieselmotoren war schon vor dem 18. September 2015 im Konzern bekannt.

Der Motorenentwickler Wolfgang Hatz jedenfalls ist nun draußen - auf eigenen Wunsch.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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