Plastiktüten:Tragetasche? 20 Cent!

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In Europa sollen weniger Plastiktüten verbraucht werden. Nun gibt es einen Vorschlag in Deutschland: Sie sollen künftig mindestens 20 Cent kosten.

Von Michael Kläsgen

Plastiktüten verunreinigen die Meere. Viele Fische und Vögel sterben daran. Die EU will deswegen per Richtlinie den Verbrauch von Plastiktüten verringern; sie soll bis November 2016 national umgesetzt werden. Die EU-Staaten verfahren dabei unterschiedlich. Die Maßnahmen reichen von freiwilligen Vereinbarungen mit dem Handel über die Einführung von Steuern bis zum Verbot biologisch nicht abbaubarer Plastiktüten oder gar, wie in Frankreich, dem geplanten Verbot aller Einweg-Tüten.

Handelsübliche Plastiktüten sollen von April 2016 an voraussichtlich mindestens 20 Cent pro Stück an der Ladenkasse kosten. Ausgenommen von der Regelung sollen sogenannte Hemdchenbeutel beispielsweise für Obst im Supermarkt sein. Das geht aus einem Entwurf hervor, den der Handelsverband (HDE) beim Bundesumweltministerium eingereicht hat.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte am Donnerstag den Eingang des Vorschlags und begrüßte ihn "ausdrücklich". Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte ein Gesetz für den Fall angekündigt, dass die Industrie nicht selber eine akzeptable Lösung präsentiere. Diskutiert wird allerdings noch zwischen Verband und Ministerium, und auch unter den Verbandsmitgliedern, welcher Preis angemessen ist.

Protestaktion im Januar in Wien: Ein Fisch aus Hunderten bunten Plastiktüten. (Foto: Heinz-Peter Bader/Reuters)

Entscheidend dabei ist laut Ministeriumssprecher, wie der Verbrauch bis zum Jahr 2025 auf 40 Tüten pro Kopf reduziert werden kann. Dieses Ziel geht aus einer Richtlinie hervor, welche die EU-Kommission verabschiedet hat und die bis November 2016 in nationales Gesetz umgewandelt werden soll. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will der HDE es jedem Unternehmen überlassen, die Höhe der Abgabe festzulegen.

Gegenwärtig liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei 71 Tüten und damit deutlich unter dem ersten von der EU definierten Teilziel von 90 Stück bis 2019. Deswegen sieht der HDE gegenwärtig keine Dringlichkeit. Zudem würden die Kunststoff-Tragetaschen in Deutschland vergleichsweise wenig zur Verunreinigung der Weltmeere beitragen, heißt es.

In Irland sank der Verbrauch pro Kopf nach der Einführung einer 22-Cent-Abgabe um 95 Prozent

Die Plastiktüten sind in die Kritik geraten, weil sich die Tüten nicht zersetzen und Tiere, die Teile davon fressen, sterben. Schädlich ist vor allem der Kunststoff Polyethylen. Umweltschutzverbände halten die Kostenpflicht für Plastiktüten etwa in Höhe von 20 bis 30 Cent pro Stück generell für ein geeignetes Mittel, den Verbrauch zu verringern.

SZ-Grafik; Quelle: myMarktforschung.de, 2015; EU-Kommission 2010 (Foto: SZ-Grafik; Quelle: myMarktforschung.de, 2015; EU-Kommission 2010)

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe, verweist darauf, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in Ländern wie Irland, Dänemark und Finnland nach Einführung einer Gebühr teils drastisch reduziert werden konnte. In Irland sei der Verbrauch nach Erhebung einer 22-Cent-Abgabe von 328 Tüten pro Kopf im Jahr 1999 auf 16 Tüten 2014 gesunken. Das entspräche einer Verringerung von 95 Prozent.

Kritiker befürchten, viele Händler könnten auf Papiertüten umsteigen. Was nicht besser wäre

Rolf Buschmann, Referent für technischen Umweltschutz beim BUND, fordert darüber hinaus eine Kostenpflicht für alle Einwegprodukte, das heißt auch für Papiertüten, deren Öko-Bilanz zum Teil noch schlechter ausfielen als die von Plastiktüten. Der Naturschutzbund Nabu warnt entsprechend vor "Fehlentwicklungen".

Händler könnten von der Plastik- auf Papiertüten mit Frischfasern umstellen, die unter Umständen nicht weniger umweltschädlich seien. Es gehe vielmehr darum, den Verpackungsmüll generell zu reduzieren. Die Umweltschützer kritisieren zudem, dass die von Apotheken, Tankstellen oder Bäckereien vertriebenen Kunststoff-Tragetaschen von der Regelung ausgenommen werden sollen. Diese werden vom Handelsverband nicht vertreten.

Japan: Der volle Wahnsinn

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(Foto: AFP)

Tokio - In Japan wird alles mehrfach verpackt, im Supermarkt ausschließlich in Plastik. Abgepacktes Fleisch, Gemüse, Fisch sowieso, oft sogar eingeschweißt, wird von der Kassierin beim Zahlen noch einmal verpackt: in kleine Plastiktütchen. Dann legt sie dem Kunden normale Plastiktüten in den Korb, meist eine zu viel. Wer keine Tüte will, erhält einen erstaunten Blick und 2 Yen Preisnachlass, etwa 1,5 Cent. Ein Anreiz ist das nicht. Die meisten Japaner gehen deshalb ohne Beutel einkaufen. Jute-Taschen sind selten und exotisch, da und dort gibt man sie als Einweg-Tasche ab. Hinter den Supermarkt-Kassen stehen Tütchen-Rollen, an denen sich die Kundinnen bedienen. Sie verpacken das mehrfach Verpackte noch einmal. Viele Mütter kaufen mit dem Elektro-Fahrrad ein, dessen Kindersitze sich in einen Warenkorb verwandeln lassen. Sie bräuchten keine Tüten. Alte Leute haben einen Einkaufswagen, auch sie kämen ohne Plastiktüten aus, die bestenfalls noch als Mülltüten Verwendung finden. Aber daran scheint niemand zu denken. Die Verpackung ist umso aufwendiger, je edler sich ein Laden gibt. Bei der Kaffee- und Delikatessenkette "Kaldi" wird der Kunde gefragt: "Papier oder Vinyl?". Dabei gibt "Kaldi" lieber Vinyl ab, also Plastiktüten: Sie sind billiger (Foto: AFP). Verpackung ist in Japan enorm wichtig: Das schönste Geschenk taugt nichts, wenn es nicht mehrfach edel eingewickelt ist. Dagegen freuen sich die Japaner über wertlosen Kitsch, wenn er kunstvoll verpackt ist. Außerdem haben die Japaner, obwohl sie sich für Recycle-Weltmeister halten, eine Abneigung gegen Gebrauchsgegenstände, die gebraucht aussehen. Zerknitterte Plastiktüten zum Beispiel. Ausgerechnet in Japan, wo es vor 200 Jahren Gesetze zum sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Holz, also Energie, gab, bedeutet Recycling heute, dass man den Müll sortiert und für Sondermüll Gebühren zahlt. Dass Plastiktüten Verschwendung sind, hat das japanische Bewusstsein noch nicht erreicht.

Italien: Ein plastikverwöhntes Land

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(Foto: Bloomberg)

München - Im Verbrauch von buste di plastica können die Italiener auf einen Spitzenplatz in Europa zurückblicken. Bei 25 Milliarden Tüten pro Jahr lag ihr Verbrauch, als aus gutem Anlass 2011 gezählt wurde. Da trat das Verbot für Vermarktung und Herstellung von Kunststofftüten in Kraft, die nicht aus biologisch abbaubarem Material bestehen, mit einer Übergangszeit, versteht sich. Es war nicht leicht für die plastikverwöhnten Italiener, denen praktisch alles, von ein paar Schrauben beim Eisenwarenhändler bis zum einzelnen Apfel, eingepackt wurde (Foto: Bloomberg). Lehnte man die Tüte ab, galt man als seltsam. Im Supermarkt wurden an der Kasse gleich mehrere sacchetti hingeschoben, nach jedem Einkauf blieb so ein kleiner Plastikberg, den alle abbauten, indem sie den Müll in diese Tüten füllten. Trotzdem, das Verbot bewirkte einen gewissen Bewusstseinswandel, zu dem gewiss die beschränkte Tragfähigkeit der Eco-buste beiträgt. Auf dem Markt, in Supermärkten sieht man seither mehr Menschen, die Einkaufstaschen dabei haben. Jede Supermarktkette bietet große Shopper für kleines Geld aus Recycelmaterial, Kassiererinnen fragen nun stets: "Buste?", ehe sie Tüten hinlegen. Der Einkaufskorb ist nicht wieder in Mode gekommen, so malerisch er sich ins Ambiente der Stadtviertelmärkte einfügen würde - ihm hat das Einkaufswägelchen den Rang abgerollt. Was sich nach vier Jahren aber herausstellt: Viele kleine Läden, Stände auf Märkten und an Straßen verwenden noch die bösen Tüten, obwohl seit August 2014 Bußen bis zu 25 000 Euro drohen - wenn denn kontrolliert würde. Bis zu 60 Prozent der Tüten im Umlauf seien nicht gesetzkonform, stellte ein Richter fest. Das habe, sagen zumindest Vertreter des Handels, mit einem sehr italienischen Umstand zu tun, dem Vorschriftenwirrwarr: Hersteller und Händler wüssten oft nicht, an welche der Normen für Tütenplastik sie sich halten sollten.

Ruanda: Im Griff des Öko-Diktators

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(Foto: imago stock&people)

München - Wenn man in afrikanischen Ländern über Land fährt, drängt sich ab und an der Eindruck auf, alle Plastiktüten dieser Welt würden hier gezüchtet. Wie auf einer Plantage flattern die weggeworfenen Beutel dicht an dicht an den Grashalmen. Plastiktüten gehören zum Straßenbild der meisten afrikanischen Siedlungen, ob nun als Behältnis für Einkäufe oder als leuchtende Farbtupfer auf Müllhalden. Es mag daher verwundern, dass es ausgerechnet ein afrikanischen Land geschafft hat, die Flut an bunten Beuteln einzudämmen: Im ostafrikanischen Ruanda gilt seit 2006 ein Plastiktütenverbot. Der kleine, dicht bevölkerte Staat ist nicht der einzige mit einer solchen Regel, aber er dürfte einer der wenigen sein, wo das Verbot tatsächlich gilt (Foto: imago). Wer nach Ruanda einreist, muss sein Gepäck überprüfen lassen. Finden sich darin Plastikbeutel, werden diese konfisziert, dafür verteilen die Beamten braune Papiertüten. In den Supermärkten liegen dieselben braunen Beutel aus, Händlerinnen balancieren ihre Ware nicht mehr von Plastik umhüllt auf dem Kopf, sondern in einer Papiertüte. Die Hauptstadt Kigali zählt zu den saubersten des Kontinents, und auch im Hinterland fällt auf, wie plastikfrei Teeplantagen und Reisfelder sind. Verantwortlich für das cleane Erscheinungsbild ist der Kurs der Regierung von Präsident Paul Kagame. Der einstige Rebellenchef besiegte mit seiner Armee 1994 die ruandischen Völkermörder und wurde später Staatschef. Seither boomt das kleine Land. Die Wachstumsraten sind hoch, aus Ruanda soll einmal das Singapur Afrikas werden. Die Erfolge des Landes haben viel mit der militärischen Strenge des Präsidenten zu tun. Kampf gegen Korruption, Strafzettel für Müllsünder, auch das Verbot von Plastiktüten: in diesem Staat ein Klacks. Allerdings macht das strikte Regime auch vor der Presse und der Opposition nicht halt. Das Land ohne Plastiktüten ist gleichzeitig eines, das immer mehr ins Autoritäre abgleitet.

Spanien: Hartnäckige Lobbyisten

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(Foto: Bloomberg)

Madrid - Es ist eines der wenigen Themen, in dem sich linksalternative Umweltschützer und die erzkonservativen Jagd- und Fischerverbände in Spanien einig sind: Der Plastiktüte gehört der Kampf angesagt. Vor etwa einem Jahrzehnt fing es an, dass die "bolsita de plástico", das Plastiktäschchen (Foto: Bloomberg), wie es wörtlich heißt, Schlagzeilen machte. Durch die Medien ging die Zahl, dass jeder Spanier, Kinder mitgezählt, im Jahr 238 Tüten verbraucht. Nur etwa zehn Prozent werden dem Recycling zugeführt. Ein Großteil wurde nach Gebrauch einfach weggeworfen, gern auch mit dem Hausmüll illegal im Wald oder am Strand abgeladen. Doch seitdem ist einiges geschehen. Dass Plastiktüten schlecht sind für die Natur, überdies Plastikmüll Touristen abschreckt, weiß mittlerweile jedes Kind in Spanien. Die Umweltverbände, die früher gegen eine Wand des Unverständnisses angelaufen sind, finden immer mehr Gehör. Die großen Supermarktketten und Warenhäuser verlangen längst Geld für eine Plastiktüte, zwischen 10 und 20 Cent. Gleichzeitig bieten sie an ihren Kassen stabile Einkaufstaschen an, allerdings meist aus Plastikgewebe, keineswegs aus Jute. Immerhin ist aber ein klarer Trend erkennbar: Immer mehr Käufer verpacken die Waren in den mitgebrachten Taschen, oft auch Rucksäcken, seltener in geflochtenen Einkaufskörben. Und die Plastikbranche schweigt dazu. Noch vor zehn Jahren hatten Verbandssprecher lautstark verkündet, dass die Tüten keinerlei Risiko für die Umwelt darstellten, die Schuld liege vielmehr bei den Menschen, die sie achtlos in Feld und Wald würfen. Allerdings hat die Lobby es bislang geschafft, ein strenges Gesetz über die Begrenzung der kostenlosen Plastiktüten zu verhindern. Dass dieses nun über den Umweg über Brüssel kommt, begrüßen die Medien einhellig. Die Wirtschaftskrise hat nämlich bei einem Großteil der Spanier das Bewusstsein für Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und Natur geschärft.

Irland und England: Vorreiter und Nachzügler

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(Foto: Reuters)

London - Manche Zeitungen sagten für den Tag Chaos voraus - lange Schlangen an den Supermarktkassen, verwirrte Verkäufer, verärgerte Kunden. Tatsächlich war das Einkaufen am 5. Oktober, also vor zweieinhalb Wochen, überhaupt kein Problem. Einziger Unterschied zum 4. Oktober: Supermärkte in England verlangen seit diesem Stichtag für Wegwerfplastiktüten fünf Pence. Die britische Regierung erließ ein Gesetz, das Einzelhändler mit mindestens 250 Angestellten dazu zwingt, den Obulus zu fordern. Kleinere Geschäfte dürfen weiterhin Tüten umsonst unters Volk bringen. England ist ein Nachzügler. In Wales gilt so eine Regelung seit 2011; die Regionalparlamente in Schottland und Nordirland verabschiedeten entsprechende Gesetze danach ebenfalls. Überall ging die Nutzung von Plastiktüten dadurch kräftig zurück. Vorbild ist der kleinere Nachbar Irland. Die Regierung in Dublin führte bereits 2002 eine Plastiktüten-Abgabe ein. Damals waren es 15 Cent pro Tüte. Fünf Jahre später wurde der Preis auf 22 Cent hochgesetzt, nachdem die Zahl verkaufter Tüten zwischenzeitlich wieder gestiegen war. Die Vorschrift hat ihr Ziel erreicht. Waren die Iren einst ein Volk begeisterter Plastiktüten-Träger, bringen sie ihre Einkäufe nun lieber mit Stofftaschen heim. Die Zahl der ausgegebenen Wegwerftüten verringerte sich dank der Abgabe um mehr als 90 Prozent. Umfragen zeigen zudem, dass dieses Gesetz ausgesprochen beliebt ist - dabei sind Wähler gewöhnlich alles andere als begeistert, wenn sie wegen neuer Regelungen mehr berappen müssen (Foto: Reuters). Doch waren Plastiktüten in Irland vorher auch ein besonders augenfälliges Problem gewesen. Die hübsche grüne Landschaft wird von vielen Hecken und kleinen Mauern durchzogen, die Felder voneinander trennen. Der oft recht kräftige Wind auf der Insel pustete weggeworfene Tüten übers Land - bis diese an den Hecken oder Mauern hängen blieben und sich dort ansammelten.

Polen: Erbarmungslos und aromatötend

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(Foto: Bloomberg)

Warschau - Ohnehin blicken viele Polen misstrauisch nach Brüssel, und die Abneigung dürfte sich noch verstärken - wenn Polen erst den Willen der EU erfüllen und ernsthaft gegen Plastiktüten vorgehen muss. Wie Esten und Letten, Ungarn, Slowaken oder Portugiesen gehören die Polen beim Einkaufen in der EU zu den übelsten Umweltfrevlern: Jeder Pole benutzt im Jahr mehr als 450 Einmal-Plastiktüten, so die EU-Kommission. Zwar wollte etwa die Supermarktkette Biedronka Plastiktüten schon vor sechs Jahren vollständig aus seinen das ganze Land überziehenden Märkten verbannen, und Polens Umweltministerium drohte schon einmal mit einer Strafgebühr auf Plastiktüten. Bisher allerdings machen die Polen jede Anti-Plastiktüten-Initiative allein auf ihren Wochenmärkten und in kleinen Geschäften wieder zunichte. Ob Glühbirnen, Bonbons oder Zeitungen an einem Kiosk: Alles wird unfehlbar in eine Plastiktüte gepackt, so ist eben die polnische Vorstellung vom vorbildlichen Dienst am Kunden (Foto: Bloomberg). Bio-Lebensmittel beispielsweise sind auch in Polen auf dem Vormarsch - und oft von hervorragender Qualität und Vielfalt. Die ökologisch verträgliche Produktion endet freilich spätestens an der Verkaufstheke: Auch frischer Feldsalat und ofenfrisches Biobrot, eingelegte Pilze oder in Polen produzierter Gouda wandern erbarmungslos und aromatötend in eine Plastiktüte. Auch wer - meist köstliche - sauren Gurken im Holzfass oder an der freien Luft atmende hausgemachte Wurst aus Kaninchen und Truthahn auf der Theke entdeckt, kann sich sicher sein: Bevor er sie nach Hause tragen darf, werden sie, je nach der Geruchsintensität, einzeln oder gar doppelt und dreifach (Fisch) mit Plastiktüten gemeuchelt. Der Fremdling, der der eifrigen Markthändler eigene Tüten, Jutetaschen oder gar einen Rucksack zum Einpacken entgegenhält, wird oft mit einem mitleidigen Seitenblick bedacht. Ein mutmaßlicher Pedant, offenbar.

HDE-Geschäftsführer Kai Falk argumentiert hingegen, dass der überwiegende Teil der Einzelhändler Nachhaltigkeit explizit befürworte. "Die Unternehmen, die schon jetzt die Vereinbarung unterstützen wollen, repräsentierten knapp die Hälfte aller im Einzelhandel vertriebenen Plastiktüten", sagt er. "Und voraussichtlich werden es noch mehr." Unterschrieben haben sie allerdings noch nicht.

Für den Verbraucher folgt daraus, dass jede zweite von den insgesamt pro Jahr ausgegebenen 4,37 Milliarden Plastiktüten voraussichtlich von April an kostenpflichtig wird. Zwar kosten die Tüten in vielen Geschäften bereits heute Geld. Doch in Ketten wie H&M, C&A oder dm liegt der Preis derzeit für eine handelsübliche Tüte bei zehn Cent. Ein Mindestpreis von etwa 20 Cent würde eine Verdoppelung bedeuten. Nach den Erkenntnissen des Verbandes gibt es dabei allerdings keine Akzeptanzprobleme. Manche Händler berichten sogar von positiven Reaktionen der Kunden.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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