Opel-Übernahme:Vernichtende Kritik an Bieter-Konzepten

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Welchen der Opel-Interessenten soll der Bund bevorzugen? Die Regierungsberater haben offenbar die Antwort: gar keinen. Ansonsten bahne sich eine Katastrophe an.

Die Berater der Bundesregierung fällen ein vernichtendes Urteil über die Konzepte der Bieter für den angeschlagenen Autobauer Opel. Sie empfehlen der Bundesregierung nach Informationen des Handelsblatt (Mittwochsausgabe) deshalb, keinesfalls bereits in der Nacht zum Donnerstag einen Bieter auszuwählen. "Eine Vorfestlegung wäre eine Katastrophe", hieß es in Beraterkreisen.

Das Angebot für Magna soll in einzelnen Aspekten "verheerend" und somit "unakzeptabel" sein (Foto: Foto: ddp)

An dem Treffen werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg weitere Bundesminister sowie Spitzenvertreter der Länder mit Opel-Produktionsstätten, hochrangige Repräsentanten der Bieter und des Opel-Mutterkonzerns GM teilnehmen. Zunächst hatte es geheißen, am Ende des Treffens, das sich wahrscheinlich bis in die Nacht zum Donnerstag erstrecken wird, werde eine Vorfestlegung für einen Bieter stehen.

Mittlerweile gibt es auch noch ein weiteres Konzept: Der Autoherstellers Beijing Automotive Industry Corp (BAIC) hat offenbar "höchstes Interesse", zitiert Reuters eine Person, die dem Unternehmen nahesteht.

Finanzkreisen zufolge sieht das Angebot eine Bestandsgarantie für alle deutschen Werke um mindestens zwei Jahre vor. Zudem planten die Chinesen keinen Arbeitsplatzabbau hierzulande. BAIC wolle staatliche Bürgschaften von weniger als fünf Milliarden Euro.

"Vom ersten Tag an insolvent"

Besonders kritisch sehen die Berater dem Bericht im Handelsblatt zufolge das Konzept des austro-kanadischen Autozulieferers Magna. Würde es umgesetzt, "wäre das neue Unternehmen vom ersten Tag an insolvent", hieß es in den Kreisen. Magna fordert nach bisherigen Informationen Bürgschaften der öffentlichen Hand für Kredite im Umfang von 4,5 Milliarden Euro und will weitere 700 Millionen Euro "mitbringen".

Es sei irrtümlich der Eindruck entstanden, dass es sich bei den 700 Millionen Euro um eigenes Geld handele, hieß es.

Tatsächlich verlange Magna aber für 200 der 700 Millionen Euro staatliche Bürgschaften, die restlichen 500 Millionen Euro seien Mandatory Convertibles. Dabei handelt es sich um Schuldtitel, die zu einem definierten Zeitpunkt in Stamm- oder Vorzugsaktien umzuwandeln sind.

Hinter dem Magna-Konzept steckt dem Bericht zufolge somit eine völlig unzureichende Eigenkapitalausstattung. Das Angebot sei in dieser Hinsicht "verheerend" und somit "unakzeptabel". Große Schwächen sehen die Fachleute auch hinsichtlich der Pensionslasten.

Hier hatte Magna kürzlich zusätzliche Sicherheit im Umfang von drei Milliarden Euro gefordert. Damit sind nach Angaben der Regierungsberater aber nur etwa 70 Prozent der tatsächlichen Pensionsverpflichtungen abgedeckt. Zustimmung verdiene aus Sicht der Berater dagegen der Plan des Autozulieferers, den GM-Konzern im Boot zu behalten.

Magna will selbst nur 20 Prozent an dem noch zu gründenden Unternehmens halten, in das die europäischen Aktivitäten des GM-Konzerns ausgegliedert werden sollen. Der US-Mutterkonzern soll den Magna-Plänen zufolge mit 35 Prozent an dem Unternehmen beteiligt werden, weitere 35 Prozent gehen an den russischen Partner von Magna, zehn Prozent soll die Belegschaft halten. Dieses Modell stelle aus Sicht der Amerikaner einen gangbaren Weg dar, hieß es.

Kein Interesse am neuen Konkurrenten

Fiat dagegen will den europäischen GM-Teil komplett aus der bisherigen Konzernstruktur herauslösen. Die Italiener wollen aus der Fiat-Autosparte, dem europäischen GM-Teil und dem kürzlich von Fiat erworbenen Autobauer Chrysler einen neuen, weltweit agierenden Player machen. "GM dürfte kaum dazu beitragen wollen, einen neuen Konkurrenten entstehen zu lassen", hieß es.

Positiv bewerten die Berater den Plan der Italiener, die mit sechs Milliarden Euro bewertete eigene Autosparte in das künftige Unternehmen einzubringen: "Da gibt es hinsichtlich der Eigenkapitalausstattung keine Probleme", hieß es. Aus Sicht der Berater weisen aber nicht nur die Konzepte selbst eklatante Schwächen auf. Wesentliche Dinge im künftigen Verhältnis zwischen GM und Opel seien unklar.

Dazu zähle etwa die Frage, welche Zugeständnisse GM bei Schulden gegenüber Dritten und hinsichtlich der Patente mache. Opel hatte seine Patente bereits vor Jahren an den Mutterkonzern abgeben müssen.

GM wiederum hat die Rechte im Gegenzug für staatliche Kredite als Sicherheit an die US-Regierung abtreten müssen. "Solange solche grundlegenden Dinge nicht geklärt sind, lässt sich der Fall nicht ausverhandeln", hieß es.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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