Neuseeland:Der Umwelt zuliebe

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Die Regierung verbietet neue Ölbohrungen vor der Küste. Regierungschefin Jacinda Ardern treibt damit die Abkehr von fossilen Rohstoffen voran.

Von Urs Wälterlin

Neuseeland treibt die Abkehr von fossilen Rohstoffen voran und untersagt neue Erdöl- und Gasförderungen vor seiner Küste. Ihre Regierung werde für die Suche nach Vorkommen in den eigenen Hoheitsgewässern keine neuen Bewilligungen mehr ausgeben, sagte Regierungschefin Jacinda Ardern am Donnerstag. Von der Verordnung nicht betroffen sind rund zwanzig bestehende Genehmigungen, die sich über ein Erkundungsgebiet von insgesamt 100 000 Quadratkilometern erstrecken und zum Teil noch Jahrzehnte gelten.

Arderns Regierung plant, Neuseeland bis 2050 CO₂-neutral zu machen. Es sei wichtig, die Entscheidungen dazu jetzt zu treffen, weil diese wegen der langen Fristen für Genehmigungen erst in etwa 30 Jahren Wirkungen zeigen würden. "Wir haben das richtige Gleichgewicht für Neuseeland gefunden - wir schützen die existierende Industrie und kommende Generationen vor dem Klimawandel", so Ardern.

Die 37-Jährige hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, dem Kampf gegen den Klimawandel hohe Priorität einzuräumen. Die Zeitschrift Vogue bezeichnete sie wegen ihres umweltpolitischen Kurses bereits als "Anti-Trump". Die Regierungschefin plant, bis 2035 den Stromverbrauch des Landes mit erneuerbaren Energien abzudecken, darunter Wasser- und Thermalenergie, sowie Sonnen- und Windkraft.

Anstoß für das Verbot neuer Erkundungslizenzen war eine Unterschriftenkampagne der Umweltorganisation Greenpeace. Deren Sprecher Russel Norman meinte, eine der größten "wirtschaftlichen Zonen auf dem Planeten" sei nun außerhalb der Reichweite der Ölexploration. Ardern habe sich gegen eine der "mächtigsten Industrien der Welt behauptet".

Die konservative Opposition verurteilte die Entscheidung Ardens als "wirtschaftlichen Vandalismus". Der Plan sei "irrational", sagte der Sprecher des neuseeländischen Verbandes der Energieproduzenten, Jonathan Young. "Er hat nichts mit Klimaschutz zu tun." Die Produktion werde dadurch einfach in einen anderen Teil der Welt verlegt. Der Regierungsentscheid besiegle "den Zusammenbruch einer Industrie, die 8000 gut bezahlte Arbeitsplätze stellt". Neuseeland hat 2015 knapp ein Drittel seines Bedarfs mit eigenem Öl gedeckt. Die wichtigsten Ölfelder liegen vor Taranaki und im Südwesten der Nordinsel.

Derzeit gibt es 31 aktive Explorationsgenehmigungen, 22 davon vor der Küste. Der Öl- und Gassektor trägt nach Angaben des Energieverbands etwa 1,5 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung Neuseelands bei.

Naturschutzverbände begrüßten das Verbot mit Hinweis auf die große Vielfalt von Lebewesen in Neuseelands Gewässern. Die Hälfte aller Wal- und Delfinarten lebten oder besuchten die Region. Die hochempfindlichen Tiere seien nun sichererer vor den Folgen von Ölpest und Lärm, wie sie Testbohrungen unter Wasser verursachen, so Kevin Hague vom neuseeländischen Forstverband.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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