Nach dem Siemens-Korruptionsskandal:Pierer schmeißt hin

Unfreiwilliger Rückzug: Heinrich von Pierer gibt sein Aufsichtsratsmandat bei ThyssenKrupp auf - und beugt sich damit Druck von oben.

Der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer will nach einem Bericht des Manager Magazin sein Mandat im Aufsichtsrat des Stahlkonzerns ThyssenKrupp niederlegen. Pierer beuge sich damit dem zunehmenden Druck wegen der Korruptionsaffäre bei Siemens, berichtete das Magazin.

Heinrich von Pierer - der Siemens-Korruptionsskandal lässt ihn nicht los. (Foto: Foto: dpa)

Vorsitzender des ThyssenKrupp-Kontrollgremiums ist Gerhard Cromme, der auch den Siemens-Aufsichtsrat leitet. Offiziell sei Pierer bis 2010 gewählt, hieß es.

Pierers für Pressefragen zuständiger Anwalt Winfried Seibert wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Eine ThyssenKrupp-Sprecherin sagte lediglich, das Unternehmen gebe in derartigen Angelegenheiten generell keinen Kommentar ab.

Siemens-Aufsichtsrat verlangt Schadenersatz

Der Siemens-Aufsichtsrat hatte kürzlich Schadenersatz-Forderungen gegen den einstiegen Vorstandsvorsitzenden und weitere ehemaligen Top-Managern wegen des milliardenschweren Korruptionsskandals beschlossen. Dieser Schritt habe offenbar auch die Zusammenarbeit im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat belastet, hieß es in dem Bericht.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Pierer und weitere Mitglieder der ehemaligen Siemens-Führungsspitze wegen einer Verletzung der Aufsichtspflicht im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens. Pierer selbst hatte stets jede Verstrickung in den Schmiergeld-Skandal, in dem es um dubiose Zahlungen von 1,3 Milliarden Euro geht, von sich gewiesen. Er hatte auch angekündigt, sich gegen die Schadenersatzforderungen des Konzerns zur Wehr zu setzen.

Pierer hatte bereits die Kontrollgremien von Volkswagen und der Deutschen Bank verlassen. Seine Aufsichtsratsmandate beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer Münchener Rück und beim Baukonzern Hochtief blieben dagegen erhalten, hieß es in dem Bericht.

© sueddeutsche.de/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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