Mobilfunk:Traumhochzeit geplatzt

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Monatelang hat die Telekom eine Fusion ihrer profitablen Amerika-Tochter verhandelt. Doch daraus wird vorerst nichts.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Auch ein spontan anberaumter Flug nach Japan konnte den Plan nicht mehr retten: Telekom-Chef Timotheus Höttges hat am Wochenende vergeblich versucht, eine Fusion der Konzerntochter T-Mobile US und der Mobilfunkfirma Sprint auszuhandeln. Doch die Telekom und der Sprint-Mutterkonzern Softbank aus Japan fanden keinen Kompromiss. "Es konnte keine Einigung erzielt werden und deswegen wurden die Gespräche beendet", gab der Konzern am Samstagabend bekannt. T-Mobile US ist der drittgrößte Mobilfunkanbieter in den USA, Sprint der viertgrößte. Beide Unternehmen zusammen haben etwa 130 Millionen Kunden - und gehen nun wieder separat auf Partnersuche.

Damit hat sich die Hoffnung der Telekom zerschlagen, durch einen Zusammenschluss weiter im lukrativen US-Markt zu wachsen. Das Dax-Unternehmen erwirtschaftet mittlerweile knapp die Hälfte des Umsatzes in Amerika. Der Gewinn von T-Mobile US steigt stark, während die Profite der Telekom in Europa stagnieren. Der Bonner Konzern hält 64 Prozent der Aktien seiner amerikanischen Tochter.

An der Börse hatten Investoren seit Monaten auf eine Fusion von T-Mobile und Sprint gehofft. Als japanische Medien vergangene Woche meldeten, dass sich die beiden Partner über ihre Besitzverhältnisse am geplanten Gemeinschaftsunternehmen uneinig seien, brach der Aktienkurs von T-Mobile US bereits um neun Prozent ein. Dem Vernehmen nach wollte sich Softbank plötzlich nicht mehr mit der Rolle des Juniorpartners begnügen.

T-Mobile lockt seit Jahren mit Billigtarifen Neukunden in den Vereinigten Staaten

Mit einem Zusammenschluss hätten die Mobilfunkanbieter Kosten sparen können - und es wäre ein dritter starker Wettbewerber neben den Marktführern Verizon und AT&T entstanden. Als Vorbild dient nicht zuletzt der deutsche Mobilfunk-Markt, auf dem vor drei Jahren Telefónica (O2) und E-Plus fusionierten. Man habe stets gesagt, dass eine Fusion unter geeigneten Bedingungen Vorteile für Kunden und Aktionäre bieten könne, sagt Telekom-Chef Höttges, doch: "Diese Bedingungen waren hier nicht zu erreichen."

Auch Sprint-Chef Marcelo Claure sagt, man habe "zweifellos Nutzen gesehen". Statt mit T-Mobile könnte Sprint nun mit Kabel-Netzbetreibern über eine Fusion verhandeln, um den Kunden künftig Komplettpakete mit Fernsehen, Festnetz und Mobilfunk anbieten zu können.

Die Deutsche Telekom war im Jahr 2001 in den amerikanischen Markt eingestiegen. Zunächst verlor T-Mobile viele Kunden, weil die Netzabdeckung lückenhaft war. Doch der Konzern hat insgesamt 40 Milliarden Euro in Amerika investiert, Frequenzen ersteigert und Filialen eröffnet. Mit Billigtarifen lockt T-Mobile seit Jahren viele Neukunden an. Gesicht des Unternehmens ist John Legere; der extrovertierte Chef trägt Magenta-Shirts statt Schlips und Kragen und ist für pointierte Kurznachrichten auf Twitter bekannt.

T-Mobile US und Sprint hatten bereits im Jahr 2014 über einen Zusammenschluss verhandelt. Damals hätte Sprint die Mehrheit an dem gemeinsamen Unternehmen halten sollen. Die Fusion scheiterte aber an den Kartellbehörden. Seit dem Antritt Donald Trumps als US-Präsident hofft die Branche auf eine Wettbewerbspolitik, die sich offener für große Zusammenschlüsse zeigt. Doch nun ist der zweite Anlauf einer Mobilfunk-Fusion daran gescheitert, dass sich die Mutterkonzerne auch beim Abendessen in Japan nicht einig wurden, wer wie viele Aktien einbringen und erhalten würde.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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