Media-Saturn:Bonjour Frankreich

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Die Media-Saturn-Mutter Ceconomy beteiligt sich an der französischen Elektronikkette Fnac. Frankreich ist der drittgrößte Markt in Europa und bei Media Markt und Saturn bislang ein weißer Fleck auf der Karte.

Der Media-Saturn-Eigner Ceconomy steigt bei dem bekannten Elektronikhändler Fnac Darty ein und sichert sich damit einen Zugang zum französischen Markt. Frankreich ist der drittgrößte in Europa und bei Media Markt und Saturn bislang ein weißer Fleck auf der Karte. Eine frühere Expansion in das Nachbarland war 2010 nach Verlusten gescheitert. Doch nun wird auch unter dem Druck des Online-Handels eine Konsolidierung der stark fragmentierten Elektronik-Händler in Europa erwartet. Ceconomy hatte bereits angekündigt, dabei eine aktive Rolle spielen zu wollen.

Erst Mitte Juli hatte sich der Düsseldorfer Traditionskonzern Metro in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler aufgespalten. Nun sind beide Unternehmen an der Börse notiert, eines unter dem Titel Metro, das andere unter dem Kunstnamen Ceconomy. Letzteres ist derzeit im M-Dax notiert, die Aktie stieg am Mittwoch um zeitweise neun Prozent auf fast zehn Euro. Ceconomy wird mit etwa 3,3 Milliarden Euro bewertet. Eines der Hauptargumente für die milliardenschwere Teilung war, dass die Unternehmen getrennt schlagkräftiger würden und einfacher Übernahmen stemmen könnten. Für 452 Millionen Euro übernehme Ceconomy von der Familien-Holding Artemis einen Anteil von 24 Prozent an Fnac Darty, teilte das Unternehmen nun am Mittwoch mit.

Die Franzosen haben rund sieben Milliarden Umsatz, die Deutschen das Dreifache

"Für Ceconomy ist dieser Schritt nach der Abspaltung von der Metro Group ein mehr als vielversprechender Start in eine neue Ära als eigenständiges Unternehmen", erklärte Ceconomy-Chef Pieter Haas. Zentrale Beteiligung der Ceconomy ist Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn. Minderheitseigner ist dort der streitbare Firmengründer Erich Kellerhals, der sich mit Haas einen Machtkampf um das Sagen bei Media-Saturn liefert. Bei dem ersten großen Ceconomy-Zukauf hat er nun aber kein Mitspracherecht mehr, er läuft über die Holding und nicht über Media-Saturn.

Kellerhals übte aber scharfe Kritik. Der Zukauf in Frankreich liefere "einen weiteren Beleg für die fehlgeleitete Strategie des Vorstandes zulasten der Aktionäre und deren Vermögen". Statt Probleme bei Media-Saturn abzuarbeiten, setze der Vorstand auf einen "fragwürdigen Zukauf", erklärte ein Sprecher von Kellerhals' Investmentgesellschaft Convergenta. Fnac Darty verfügt in Frankreich nach eigenen Angaben über 455 Märkte, zudem ist die Kette auch in Spanien, Portugal, der Schweiz und den Benelux-Ländern vertreten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Kette, die mehr als 26 000 Mitarbeiter beschäftigt, einen Umsatz von über sieben Milliarden Euro. Der Einstieg von Ceconomy werde "einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Konzerns leisten", erklärte Fnac-Darty-Chef Jacques Veyrat. Media-Saturn ist deutlich größer, die Kette setzte zuletzt 22 Milliarden Euro um. Es werden insgesamt 65 000 Mitarbeiter beschäftigt in mehr als 1000 Märkten.

Ceconomy ließ sich nicht in die Karten schauen, wie die Holding bei Fnac Darty weiter agieren und ob sie ihren Anteil ausbauen will. Ceconomy fühle sich mit den 24 Prozent aktuell "komfortabel", sagte eine Sprecherin. Die Holding wird nun größter Einzelaktionär bei Fnac Darty, die Tür für Wettbewerber ist damit schon einmal zugeschlagen.

© SZ vom 27.07.2017 / SZ, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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