Lufthansa:Kampf um die Zukunft

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Hinter den Kulissen ringen die Lufthansa und ihre Piloten derzeit um einen Tarifvertrag. Es geht um Geld und Macht. Sollten sich die Parteien nicht einigen, droht ein Mega-Streik. Mit Slideshow.

Hans von der Hagen

Es war nur eine kleine Meldung - und doch so typisch für die Situation bei der Lufthansa: Die Piloten der Fluggesellschaft müssen die Kosten für ihre Autoparkplätze künftig selbst bezahlen, hieß es kürzlich. Zwei Flugkapitäne hatten geklagt, weil die Lufthansa nicht mehr die monatlichen Mietkosten von rund 20 Euro übernehmen wollte.

Hochmut und Verunsicherung

Die Piloten - eine Berufsgruppe, die auf deutlich mehr als 200.000 Euro Gehalt kommen kann - waren wegen 240 Euro im Jahr vor das Arbeitsgericht gezogen. Es gelang ihnen aber nicht, sich auf "Gewohnheitsrecht" zu berufen - es hatte nie eine schriftliche Zusicherung für die Übernahme der Parkplatzkosten seitens der Lufthansa gegeben.

Hinter dem Fall steckt diese seltsame Mischung aus Hochmut und Verunsicherung bei den Piloten, die sich auch in dem großen Streik widerspiegelt, den die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vor einigen Tagen angezettelt hatte.

Die Gewerkschaft fordert mehr Geld. Vor allem aber geht es ihr darum, dass die Lufthansa ihre Strecken nicht zunehmend von günstigeren Tochtergesellschaften bedienen lässt. Genau das hatten die Piloten unbedingt vermeiden wollen. Die Lufthansa wiederum steht unter Druck. Andere Gesellschaften fliegen günstiger - auch, weil die Piloten weit weniger verdienen. Mit anderen Worten: Die Lufthansa produziert zu teuer.

Die Piloten lassen die Lufthansa spüren, dass sie eine Macht im Unternehmen sind. Sie hatten Anfang der neunziger Jahre mit erheblichen Gehaltskürzungen einen Beitrag zur Rettung der Lufthansa geleistet - und 2001 den Einsatz wieder eingefordert. Wer verzichtet, will geachtet werden - und irgendwann auch sein Geld zurückhaben.

Streik nicht ausgeschlossen

Am Montag vorvergangener Woche hatten die Tarifpartner auf Druck des Frankfurter Arbeitsgerichts bereits nach einem Tag den Streik bis einschließlich kommenden Montag (8. März) ausgesetzt.

Ursprünglich hatten die Piloten zu einem viertägigen Streik aufgerufen. Bislang gebe es keinen Beschluss des Vorstands zur Fortführung des Streiks, sagte ein VC-Sprecher. Bei einem Scheitern der Gespräche sei man aber sehr schnell in der Lage, einen entsprechenden Beschluss herbeizuführen und die Mitglieder zu mobilisieren. Und dann droht der Lufthansa tatsächlich der größte Streik in ihrer Geschichte.

Für das Unternehmen steht viel auf dem Spiel - im vergangenen Jahr hat es erstmals seit 2003 wieder einen Verlust geschrieben. Die Piloten hingegen droht einen Verlust von Macht, der erst in Zukunft zu Einkommenseinbußen führt. Deswegen kämpft man jetzt - selbst um die Parkplatzgebühr.

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