Luftfahrt:Flug ohne Pilot

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Immer mehr Start-ups arbeiten am Traum vom autonomen Fliegen, sie entwerfen Drohnen, Mini-Hubschrauber und Flugtaxis. Nun drängt auch die Luftfahrtindustrie in das Geschäft, Boeing kauft den innovativen Drohnen-Bauer Aurora Flight Sciences.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Im Mini-Hubschrauber ins Büro, mit dem fliegenden Auto über den Stau hinweg: Es gibt derzeit viele Start-ups, die solche oder ähnliche Pläne verfolgen. Manche von ihnen sitzen, wie Lilium Aviation oder E-Volo, in Deutschland, andere im Silicon Valley. Inzwischen interessieren sich auch die Großen für sie, so gab der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing am Donnerstag die Übernahme des kleinen Technologieunternehmens Aurora Flight Sciences bekannt.

Aurora gilt als eine der innovativsten Technologiefirmen in Sachen autonomes Fliegen und hat Boeing in den letzten Jahren immer wieder geärgert, indem es Forschungsaufträge etwa der NASA weggeschnappt hat. Die kleine Firma arbeitet derzeit im Auftrag des Taxi-Vermittlers Uber am Konzept eines selbständig fliegenden Hubschraubers, der in Städten für den Kurzstreckentransport eingesetzt werden könnte. Der Schritt von Boeing verdeutlicht, dass die großen Luftfahrtkonzerne das autonome Fliegen immer ernster nehmen und nun auch selbst in die Hand nehmen wollen. Airbus arbeitet gleich an mehreren Projekten. Bei "City Airbus" geht es um einen Multicopter - einen kleinen Hubschrauber mit mehreren Rotoren - der wie das Aurora-Fluggerät für den Transport in Städten eingesetzt werden soll. Anfangs soll der Multicopter noch von einem Piloten gesteuert werden, später dann autonom fliegen. Vahana heißt ein schon von Beginn an selbständig fliegendes Gerät, das Airbus in einem Ableger im Silicon Valley entwickeln lässt. Ein Vahana-Prototyp soll 2018 erstmals starten. Später sollen damit vor allem Passagiere, aber auch Fracht befördert werden. Daneben arbeiten viele weitere, vor allem kleinere Firmen an ihren eigenen Drohnen. Im Fokus steht dabei immer die Frage, wie die Menschen in den Mega-Städten künftig schneller vorankommen können, wenn sie nicht mehr im Stau stehen müssen, und ob die unbemannten Flugobjekte künftig Pakete und Fracht anliefern können - insbesondere Amazon sieht darin ein großes Potenzial.

Boeing hat selbst zwar schon lange Interesse an Drohnen, hat es aber kaum über den Bau von Prototypen hinaus geschafft. Der neue Konzernchef Dennis Muilenberg will dies mit neuen Investitionen ändern. Aurora wird der zentralen Forschungsorganisation des Konzerns angegliedert, bleibt aber als separates Unternehmen erhalten.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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