Die Steueroase Liechtenstein ist eine Demokratie. Auf dem Papier könnten die Untertanen sogar ihren Fürsten absetzen. In der Praxis aber geschieht in dem kleinen Flecken letztlich, was der Fürst will.
Familienoberhaupt Hans-Adam II. hatte zum Beispiel den Steuerstreit mit Deutschland, der mit der Affäre Zumwinkel plötzlich aufloderte, anfangs ganz locker genommen. Druck aus der "Steuerwüste im Norden" habe es doch schon in der Nazi-Zeit gegeben, sagte er ungeniert beim Liechtensteiner Staatsfeiertag; man dürfe die Drohungen nicht überbewerten.
Sein Sohn hingegen, Erbprinz Alois, der formell als Staatsoberhaupt amtiert, kündigte gleichzeitig weitreichende Änderungen an.
Er wollte aus dem Paria-Land ein geachtetes Mitglied der europäischen Staatengemeinschaft machen und das Fürstentum gewissermaßen resozialisieren.
Inzwischen hat sich offenbar der Junior durchgesetzt. Mehr noch als in der Landespolitik zeigt sich das bei der LGT-Bank, dem Kernstück der fürstlichen Besitztümer.
Sie hat jetzt eine "Neuausrichtung" ihrer Geschäftsgrundsätze angekündigt. Das entsprechende Pressekommuniqué ist schwammig, wie üblich. Aber im persönlichen Gespräch beteuern Bank-Mitarbeiter, mit der Neuausrichtung schwöre man der systematischen Beihilfe zur Steuerhinterziehung und zum Steuerbetrug ab.
Das heißt natürlich noch nicht, dass ein ganzer Staat anständig wird. Vor allem die bankenunabhängigen Treuhänder lassen sich ihre Futternäpfe nicht so schnell wegnehmen. Wenn nicht von der Steuerflucht, wovon sollen sie dann leben? Der Fürst wird eine andere Existenzgrundlage für sie suchen müssen, sonst gärt es im Ländchen.