Korruptionsaffäre:Millionenstrafe für Ferrostaal

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Über Jahre haben zwei Manager bei Ferrostaal Schmiergeld bezahlt, um beim Verkauf von U-Booten die Konkurrenz auszustechen. Nun sind sie verurteilt worden - und die Firma muss mehr als hundert Millionen Euro an Strafe zahlen.

Der Industriedienstleister Ferrostaal muss mit knapp 140 Millionen Euro für Schmiergeldzahlungen büßen, die der Firma nach der Jahrtausendwende lukrative U-Boot-Aufträge in Griechenland und Portugal einbrachten.

Im Skandal um Schmiergeldzahlungen des Essener Industriedienstleisters Ferrostaal sind zwei ehemalige Manager des Konzerns jetzt zu Bewährungsstrafen von jeweils zwei Jahren verurteilt worden. (Foto: dpa)

Ein ehemaliger Vorstand und ein früherer Prokurist, die die Bestechungen eingefädelt hatten, wurden am Dienstag vor dem Landgericht München zu Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren auf Bewährung sowie zu Geldstrafen von 36.000 beziehungsweise 18.000 Euro verurteilt.

Milde Strafen zugesichert

Bei der Münchner Justiz laufen derzeit noch Verfahren gegen rund 50 Verdächtige im Zusammenhang mit Schmiergeldaffären bei Ferrostaal. Das Urteil war in der Form erwartet worden. Richter, Staatsanwaltschaft, Vertreter des Unternehmens und Verteidigung hatten seit dem Sommer bei mehreren Treffen die Möglichkeit einer Verständigung nach Paragraf 257c der Strafprozessordnung ausgelotet.

Als Gegenleistung für ihre Geständnisse sicherte das Gericht den angeklagten Managern milde Strafen zu. Das Gericht berücksichtigte auch deren fortgeschrittenes Alter - beide sind inzwischen 73 Jahre alt. Ferrostaal muss die Geldbuße in vier Raten bis spätestens Januar 2014 bezahlen.

Sie hätten nicht im Detail gewusst, wer in den Genuss der vielen Millionen Bestechungsgelder kam, erklärten die Angeklagten in dem Prozess. Sie hätten sich aber auch bewusst nicht dafür interessiert. Die Gelder wurden über eine "Gebetskreis" genannte Gruppe von Mittelsmännern hohen Entscheidungsträgern in den jeweiligen Regierungen zugeleitet.

Die Affäre hatte für große Verstimmung gesorgt, nachdem der Münchner Lastwagenbauer MAN die Tochter Ferrostaal an den arabischen Staatsfonds IPIC verkauft hatte.

Der Schmiergeldskandal war erst nach dem Verkauf bekanntgeworden. Es entspann sich ein heftiger Streit um die Folgekosten zwischen MAN und dem Staatsfonds. Erst vor kurzem präsentierten MAN und IPIC eine Lösung: MAN kauft seinen an IPIC veräußerten Anteil von 70 Prozent für 350 Millionen Euro zurück und reicht dann das gesamte Unternehmen für bis zu 160 Millionen Euro an die Beteiligungsgesellschaft MPC weiter.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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