Italiens Banken:Das Erbe der langen Rezession

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In den Büchern von Italiens Geldhäusern schlummern notleidende Kredite in Höhe von 200 Milliarden Euro. Nun will die Regierung die schwächelnden Banken mit einem Hilfsfonds von fünf Milliarden Euro retten.

Von Ulrike Sauer, Rom

Italien macht Ernst. Unter der Regie der Regierung von Matteo Renzi schickt sich Rom an, einen privaten Hilfsfonds für die schwächelnden Banken des Landes einzurichten. Hauptaufgabe des Fonds soll es sein, Finanzinstituten beim Abbau ihrer faulen Kredite und bei der Stärkung ihrer Eigenkapitaldecke unter die Arme zu greifen. Für diesen Montagabend wurde ein Gipfeltreffen bei Finanzminister Pier Carlo Padoan einberufen, an dem die Spitzen von 13 Banken, Versicherungen, Pensionskassen, Bankstiftungen und des staatlichen Finanzinvestors CDP teilnehmen. Mit der Ankündigung des Hilfsfonds wird bis spätestens Mittwoch gerechnet. Ziel ist es, für den Fonds etwa fünf Milliarden Euro zu organisieren.

In den Büchern schlummern 200 Milliarden Euro notleidender Kredite

In den Büchern der italienischen Banken schlummern 200 Milliarden Euro notleidender Kredite. Das entspricht 17 Prozent des gesamten Ausleihvolumens. Nachdem viele Institute hohe Abschreibungen vorgenommen haben, stehen heute davon noch 85 Milliarden Euro in den Bilanzen.

Das bereitet aus zwei Gründen Sorge: Zum einen halten sich die Banken wegen ihrer Altlasten stark bei der Finanzierung neuer Investitionen zurück und hemmen so den ersehnten Aufschwung. Zum anderen nähren sie das Misstrauen gegenüber der italienischen Geldbranche und schüren die Angst vor Forderungen der Bankenaufseher nach neuen Kapitalerhöhungen.

Eile ist geboten. Ganz oben auf der Liste der Hilfesuchenden steht die Banca Popolare di Vicenza. Die Volksbank aus dem Veneto muss bis Anfang Mai 1,75 Milliarden Euro einsammeln, um ihr Eigenkapital zu erhöhen. Angesichts der verheerenden Stimmung am Finanzmarkt kommt das einem Himmelfahrtskommando gleich. Verweigern die Anleger der skandalgeschüttelten Bank frisches Geld, bekommt auch Unicredit-Chef Federico Ghizzoni ein Problem: Die HVB-Mutter bliebe als einzige Garantin der Emission auf den nicht gezeichneten Anteilen sitzen.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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