Italien:Schnelles Duell

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In weniger als drei Stunden rast der "rote Pfeil" von Rom nach Mailand. Einen starken Konkurrenten hat er dennoch.

Von Ulrike Sauer

Der rote Pfeil, den sie metropolitana d'Italia nennen, rast in weniger als drei Stunden von Rom nach Mailand. In Stoßzeiten verkehrt er im Viertelstundentakt, teilweise ohne Zwischenstopp. Der "Frecciarossa", den die italienischen Staatsbahnen (FS) nun seit elf Jahren betreiben, hat die beiden Millionenstädte im Norden und in der Mitte Italiens enger zusammenwachsen lassen. Im Leben mobiler Italiener hat der Schnellzug einen festen Platz erobert.

Bereits im Jahr 2007 bereitete Italien die vorgezogene Liberalisierung des superschnellen Schienenverkehrs vor - und machte das Land zu einem interessanten Testfall. Vor fünf Jahren trat das private Bahnunternehmen NTV an, um das Monopol der Staatsbahnen auf den lukrativen Hochgeschwindigkeitsstrecken zu brechen. NTV-Mitgründer Luca di Montezemolo schickt heute täglich 40 seiner "Italo"-Züge gegen den Frecciarossa ins Rennen. Im Jahr 2018 sollen es schon 50 sein.

Im Jahr 2002 erschien das Bahn-Debüt des damaligen Ferrari-Chefs vielen als gewagtes Abenteuer. Doch Italo hat mit dem Preiswettbewerb das Angebot verbessert und stetig neue Nachfrage geschaffen. Der Markt für die schnellen Züge wächst im stagnierenden Italien konstant zweistellig. Gleichzeitig sinken die Ticketpreise. Für Frühbucher kostet die Fahrt von Rom nach Mailand im Frecciarossa nur 39,90 Euro. Wer höheren Komfort will, zahlt in der Executive-Klasse bis zu 220 Euro. Auf der Strecke Mailand-Rom ersetzen die beiden Schnellzüge das Flugzeug nahezu komplett, was die Krise der Fluglinie Alitalia maßgeblich verschärfte. Der Zug holt aber auch viele Autofahrer auf die Schiene. Warum soll man sich sechs Stunden hinters Steuer klemmen und allein für die Maut mit 41,30 Euro mehr bezahlen als für ein Bahnticket?

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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