Insolvenz von Butlers:Butlers hat die Preisschlacht verloren

'Butlers' stellt Insolvenzantrag

Die Mieten sind zu hoch, die Preise zu niedrig: Butlers muss Insolvenz anmelden.

(Foto: dpa)
  • Die Einrichtungskette Butlers ist in vielen Innenstädten präsent. Doch sie hat zu wenig Geld verdient. Das Unternehmen meldete jetzt Insolvenz an.
  • Ein großes Problem: Die Mieten in vielen Filialen sind deutlich zu hoch. Der Insolvenzverwalter muss nun einen Plan ausarbeiten, die Kette zu sanieren.

Von Michael Kläsgen

Es ist wie ein Rattenrennen: Irgendeiner macht es immer noch billiger. Das ist einer der Gründe, die den Deko-Laden Butlers in die Insolvenz geführt haben. "Die Branche bewegt sich auf sehr dünnem Eis", sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Handelsverbands Koch- und Tischkultur. Andere führen den Dollar-Kurs an. Denn Butlers ließ im Ausland fertigen, vor allem in Asien. Die Kölner Handelskette war damit abhängig von Wechselkursschwankungen.

Erdrückt haben sie aber letztendlich die hohen Mietkosten. Sie lagen teils höher als die Personalkosten. Deshalb sind sie ein wichtiger Verhandlungsgegenstand, wenn der vorläufige Insolvenzverwalter Jörg Bornheimer nun mit den Gläubigern spricht. Aber wer will schon freiwillig die Miete an den besten Standorten in der Innenstadt senken? Also dort, wo Butlers in der Regel sitzt? Bornheimer lässt wissen, dass einem seiner Kollegen das bei Sinn Leffers auch gelungen sei*. Sein Argument: Butlers zieht viele Kunden an. Und das ist es, was die Städte und ihre Einzelhändler wollen. Warum also die Miete nicht an den Umsatz koppeln?

Umgekehrt ist aber auch wahr, dass ein weiterer wichtiger Grund für die Freitag beantragte Insolvenz von Butlers die Tatsache ist, dass weniger Menschen in der Innenstadt einkaufen. Sie tun das immer häufiger online. Trotzdem ist es verwunderlich. Denn Butlers hatte selber einen von Insidern als "fulminant" bezeichneten Internetauftritt und machte Angebote, die in der Branche ziemlich neu waren. Mit einer Software konnte man sich beispielsweise am PC oder auf dem Smartphone sein Sofa virtuell in die eigenen vier Wände holen.

Doch am Ende kauften die Butlers-Kunden online für zu wenig Geld ein. Die aufwendige Software lohnte sich deshalb nicht. Butlers ging fälschlicherweise dann dazu über, die meist kleinen Möbel wie in einem Showroom in die Läden zu stellen. Unrentabler kann man die Fläche im Laden aber kaum nutzen, sagen Einzelhändler dazu. Denn Möbel werden selten gekauft, nehmen aber, selbst wenn sie klein sind, den Dingen Platz weg, mit denen sich Geld verdienen lässt.

Erschwerend hinzu kommt, dass der Wettbewerb bei Möbeln "brutal" ist, wie es ein Kenner des Marktes formuliert, höchstens mit dem Lebensmitteleinzelhandel sei das vergleichbar. Nur dass sich die Lebensmittelhändler auf extrem niedrige Margen eingestellt haben, die Möbelhändler jedoch noch nicht.

Zum anderen scheint es wie ein Fluch auf der Branche der Händler mit Deko- und Einrichtungsgegenständen zu liegen, dass die meist jungen, weiblichen Kunden zwar regelmäßig in den Laden kommen, aber jedesmal etwas Neues geboten haben wollen. Es reicht also nicht, die Duftkerzen, Tische, Lampen und das Geschirr nur in eine andere Ecke zu stellen. Läden wie Butlers müssen im Prinzip fünf oder sechs Mal im Jahr ihr Sortiment neu erfinden.

Beim Personal gibt es kaum Einsparmöglichkeiten

Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, zumal bei der Masse der Konkurrenten, die alle um die gleiche Kundschaft buhlen. Butlers soll dem Vernehmen nach schon Ärger mit Plagiatsvorwürfen gehabt haben. Zwei Eckpunkte zur Rettung der Kette könnten daher sein: Mieten runter und Preise rauf. Von Filialschließungen ist zwar noch nicht die Rede, ebenso wenig davon, dass Mitarbeiter entlassen werden sollen. Aber ausgeschlossen ist das nicht. Das werden die Verhandlungen in den kommenden Wochen zeigen.

Bornheimer arbeitet für die Wirtschaftskanzlei Görg, einen der bundesweit renommiertesten Insolvenzverwalter. Die Namen seiner Mandanten lesen sich wie das Who is Who der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Babcock, Quelle, Kirch Media, Agfa Photo und andere. Aktuell sind Sinn Leffers und Strenesse Kunden der Kölner Insolvenzverwalter.

Bei Karstadt ist ihnen die Rettung gelungen, und so soll es auch bei Butlers sein. Bornheimer gibt sich selbstbewusst: "Ziel ist die Erhaltung und nachhaltige Sanierung des Kölner Unternehmens." Vorerst werden die Läden fortgeführt. Dank des Insolvenzgeldes sind die Löhne und Gehälter bis Ende März gesichert. Bis dahin will der vorläufige Insolvenzverwalter einen Plan ausarbeiten, Butlers "markt- und wettbewerbsfähig neu zu positionieren".

Gründer Wilhelm Josten ist zu 100 Prozent Inhaber der Kette in Deutschland

Wilhelm Josten, der Gründer von Butlers, wird in dieser Zeit weiter operativ das Geschäft führen. Das ist insofern bemerkenswert, als es sich um eine klassische Regelinsolvenz handelt, bei der der Eigentümer eigentlich aus dem Rennen steigt, wenn das Unternehmen erst einmal zahlungsunfähig ist. Doch Jostens Erfahrung und Kenntnis wird weiter gebraucht. Außerdem ist er zumindest bei den 94 Filialen in Deutschland 100-prozentiger Inhaber. Er hat daher einstarkes finanzielles Interesse daran, das möglichst beste Ergebnis für Butlers herauszuholen.

Josten ist der Sprössling einer alten Händlerfamilie aus Neuss und hat ein Teil des Familienerbes in die Kette gesteckt. Er hat bei Aldi und Ikea gelernt und war Unternehmensberater, ehe er 1999 den ersten Butlers-Laden in Köln eröffnete. Bis heute zeichnet sich die Kette dadurch aus, dass die Hierarchien flach und die Teams klein sind. Am Personal wird der Insolvenzverwalter kaum sparen können. Es müssten neue Konzepte her, vielleicht so wie Josten sie plante, etwa Kooperationen mit Lebensmitteleinzelhändlern. Dem Konkurrenten Depot ist das mit Rewe gelungen.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es: "Bornheimer lässt wissen, dass ihm das bei Sinn Leffers auch gelungen sei." Das ist nicht korrekt und nun korrigiert.

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