Die Hoffnungen waren groß. Der Münchner Chiphersteller Infineon wollte mit der Übernahme der US-Firma Wolfspeed seine Position bei neuen Halbleitermaterialien verbessern, denn künftig könnte Silizium durch andere, wirksamere Stoffe ersetzt werden, insbesondere beim autonomen Fahren oder im schnellen Mobilfunk, beides Wachstumsbereiche. 850 Millionen Dollar sollte der Kauf des relativ kleinen Unternehmens mit nur etwa 500 Mitarbeitern kosten. Doch jetzt ist das Geschäft endgültig gescheitert. Für Infineon bedeutet das einen Rückschlag.
Geplatzt ist die Transaktion wegen eines Vetos der US-Regierung in Washington. Da Wolfspeed auch militärische Anwendungen bedient, hatten die USA nationale Sicherheitsbedenken angemeldet. Die US-Behörde CFIUS hatte die Transaktion überraschend in der vergangenen Woche gestoppt. Es gab noch intensive Verhandlungen darüber, ob die Vorbehalte noch ausgeräumt werden können, zum Beispiel durch einen Teilkauf von Wolfspeed. Doch vergeblich. In der Nacht zum Freitag kam die Absage. "Die Mitarbeiter von Wolfspeed und Infineon hatten sich auf die geplante Zusammenarbeit gefreut", hieß es.
Ob das Geschäft schon durch die auf Abschottung eingestellte neue US-Administration unter Donald Trump zurückgeführt werden kann, ist offen. Auch Vorgänger Barack Obama hatte bereits Unternehmensverkäufe mit Blick auf mögliche Sicherheitsbedenken geprüft und untersagt. So konnte der deutsche Chipmaschinenhersteller Aixtron nicht an chinesische Investoren verkauft werden, auch die Abgabe des Lampengeschäfts von Philips nach China scheiterte. Nun hat es einen deutschen Käufer getroffen.
Infineon muss nun eine vertraglich vereinbarte Strafe von 12,5 Millionen Dollar an die Wolfspeed-Mutterfirma Cree zahlen. Die Münchner hatten bereits vor einigen Jahren den größeren US-Chiphersteller Rectifier übernommen, der unter anderem Bauteile für die Raumfahrt produziert. Damals hatte es allerdings keine Probleme gegeben.