Immobilienkredite:Darlehen trotz Blase

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Locker machen: Nach dem Hausbau braucht der Gartenboden erst mal eine Kur. (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)

Die große Koalition hat sich auf neue Regeln für Immobilienkredite geeinigt. Sie fallen weniger strikt aus als erwartet.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Privatleute können selbst dann noch auf ein Darlehen für ein Eigenheim hoffen, wenn am Immobilienmarkt eine Blase zu platzen droht. Auf entsprechenden Vorgaben für das "Finanzaufsichtsrechteergänzungsgesetz" haben sich die Finanzpolitiker von Union und SPD geeinigt. Das Gesetz, das die Vergabe neuer Kredite im Falle einer Immobilienblase einschränken sollte, hatte bei Banken und Immobilienfirmen erheblichen Widerstand ausgelöst. Die Einigung, über die als erstes das Handelsblatt berichtet hatte, greift einiges der Kritik nun auf.

Ziel des Gesetzes ist es, eine "kreditgetriebene Überhitzung des Immobilienmarktes" zu verhindern - etwa dadurch, dass Investoren sich zu niedrigen Zinsen günstig Kapital verschaffen, das sie dann im großen Stil in neue Gebäude stecken. Lassen sich die so entstandenen Wohnungen oder Büros am Ende nicht zu den erhofften Preisen vermieten oder verkaufen, stockt die Rückzahlung der Kredite: Die Blase platzt. Neue Kompetenzen für die Finanzaufsichtsbehörde Bafin sollen dem künftig vorbeugen. Lassen Daten der Bundesbank auf eine drohende Immobilienblase schließen, dann kann die Bafin künftig eine Obergrenze für die Darlehenshöhe festlegen, die sich aus dem Verhältnis des Darlehens zum Immobilienwert bestimmt. Auch kann sie vorschreiben, in welchem Zeitraum die Darlehen zu tilgen sind.

Wer aber nur ein Eigenheim kauft oder baut, wird von den Regeln verschont. So können Immobilien-Darlehen bis 50 000 Euro auch bei einer Blase ohne Einschränkungen vergeben werden. Selbst Darlehen bis 400 000 Euro sind drin, wenn dafür höchstens 60 Prozent jenes Wertes beliehen werden, die die Immobilie mit hoher Wahrscheinlichkeit am Markt hat - und das auch unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. Bei Darlehen bis zu 200 000 Euro liegt dieser "Beleihungswert" bei höchstens 80 Prozent. So bleibt ein Puffer, sollten die Preise doch stärker absacken. Andere Kreditvorgaben, wie etwa zum Verhältnis zwischen Einkommen und Schuldendienst oder aber zur maximalen Gesamtverschuldung plant die Koalition nicht. Das Bundesfinanzministerium hatte beides ursprünglich vorgeschlagen.

Mit dem Stufenmodell für private Darlehen habe man versucht, "Kollateralschäden abzumildern", sagte Manfred Zöllmer, Finanzexperte der SPD-Fraktion. "Alle können mit dem Ergebnis zufrieden sein." Im Übrigen aber habe man nun ein Instrument geschaffen, "von dem wir hoffen, dass es nie eingesetzt werden muss". Wenn aber doch, sei man mit dem Gesetz nun gewappnet.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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