Honda:Sonderkonditionen

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Der Autohersteller Honda ließ Afroamerikaner, spanischstämmige Bürger und Asiaten bei Autokrediten draufzahlen. Für die Behörden ein klarer Fall von Diskriminierung, nun muss Honda Millionen zahlen.

Von Thomas Fromm, München

Kreditvergaben haben ganz eigene Regeln. Wer zum Beispiel nicht sehr kreditwürdig ist und die Gefahr besteht, dass der Kreditgeber sein Geld nie wieder sieht, der bekommt entweder gar keinen Kredit oder er muss höhere Zinsen zahlen. Je besser also die Bonität ist, desto einfacher lässt sich über die Konditionen diskutieren.

Wenig zu diskutieren gab es bei einer amerikanischen Finanzierungs-Tochter des japanischen Autoherstellers Honda. Die Honda Finance Corporation hatte die Kreditkonditionen nicht von der Bonität ihrer Kunden abhängig gemacht - sondern von der jeweiligen ethnischen Herkunft. Afroamerikaner sollen im Schnitt 250 Dollar mehr an Zinsen für ihre Autokredite bezahlt haben als weiße Amerikaner, bei Lateinamerikanern waren es immerhin noch 200 Dollar Aufschlag, und Asiaten zahlten 150 Euro drauf. Tausende Amerikaner zahlten so mehr Zinsen als andere Amerikaner - unabhängig von ihrer Kreditwürdigkeit. "Hondas Finanzierungspraktiken, die Händlern individuelle Kreditvergaben bei ihren Kunden erlaubten, führten zu einer illegalen Diskriminierung, bei der Autokäufer aus ethnischen Minderheiten mehr zahlten als andere Kunden - obwohl ihre Kreditwürdigkeit ähnlich war", kritisiert die US-Staatsanwältin Eileen Decker. Der japanische Konzern hielt dazu fest, man sei "fest davon überzeugt, dass unsere Kreditpraktiken fair und transparent sind".

Überzeugung hin oder her - die Vorwürfe des amerikanischen Justizministeriums und der Verbraucherschutzbehörde Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) hatten es in sich, und am Ende stimmte Honda einem Vergleich mit den beiden Behörden und einer Zahlung von 25 Millionen Dollar zu. 24 der 25 Millionen Dollar sollen in einen Entschädigungsfonds gehen, der Rest soll in Finanzberatungsprogramme für Minderheiten investiert werden. Der Konzern erklärte sich außerdem dazu bereit, seine Kreditvergabepraktiken zügig zu ändern und die von den Händlern betriebenen Zinsaufschläge in Zukunft zu unterbinden.

Der Autohersteller muss nun 25 Millionen Dollar zahlen - hauptsächlich in einen Fonds

Der Fall erinnert an eine ähnlich gelagerte Sache: So hatte eine Tochter der Bank of America lange Zeit von schwarzen und hispanischen Amerikanern höhere Zinsen und Gebühren bei Hypothekengeschäften verlangt. An die 200 000 Menschen hätten "ausschließlich wegen ihrer Rasse oder nationalen Abstammung und nicht wegen ihrer finanziellen Situation" höhere Zinsen zahlen müssen, erklärte das US-Justizministerium später.

Gleichzeitig wurden diesen Kunden sogenannte Subprime-Kredite verkauft - also Immobilienkredite minderer Qualität, was wiederum mit stark überhöhten Zinsen kompensiert wurde. Am Ende musste die Bank of America wegen der Rassismus-Vorwürfe eine Strafe von 335 Millionen Dollar zahlen.

Es war die Zeit des großen Immobilienbooms, und die Banken witterten das ganz große Geschäft. Die Devise lautete: Jeder kann Häuser kaufen, auch wer kein Geld hat. Es war eben alles eine Frage des Zinssatzes. Auch politisch war die Praxis untermauert: Gerade in der Ära von Präsident Bill Clinton wurde das Eigenheim auch für ärmere Bevölkerungsschichten propagiert - selbst für Menschen mit sehr kleinem oder gar keinem Einkommen.

Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt: Über Anbieter wie Countrywide holten sich Großbanken faule Kredite en masse ins Haus, die Institute verhoben sich kräftig, die Kredite wurden in weltweit gehandelten Papieren verbrieft - und am Ende dann stand die weltweite Finanzkrise.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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