Gülcan Kamps:"Ich vermarkte mich seit dem ersten Tag"

Moderatorin Gülcan Kamps über die Zurschaustellung ihres Privatlebens, ihr Honorar - und das Glück, unterschätzt zu werden.

A. Mühlauer und H. Wilhelm

Am Berliner Spreeufer moderiert Gülcan Kamps beim Musiksender Viva. Bekannt wurde die 27-Jährige aber nicht als Ansagerin von Videoclips, sondern durch die Vermarktung ihrer Hochzeit mit dem Sohn des Inhabers der Bäckereikette Kamps, die im Privatfernsehen ausgestrahlt wurde. Es dauert nicht mehr lange, dann wird Gülcan Kamps im ZDF die Lehrerin einer Schulklasse spielen. Zeit für ein Gespräch über die Suche nach Aufmerksamkeit in einer Mediengesellschaft, in der es scheinbar immer um das eine geht: auffallen um jeden Preis.

Reden wir über Geld: Gülcan Kamps; dpa

Viva-Moderatorin Gülcan Kamps redet über Geld: "Ich mache das nicht ehrenamtlich, auch wenn das vielleicht manche denken."

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Frau Kamps, reden wir über Geld. Fühlen Sie sich angemessen bezahlt für das, was Sie tun?

Gülcan Kamps: Die Frage habe ich ja noch nie gehört (denkt nach). Ich kann mich nicht beschweren. Aber das ist relativ. Was für mich viel ist, ist für einen anderen vielleicht Kindergarten.

SZ: Sie verdienen gut, nehmen wir an.

Kamps: Natürlich verdiene ich Geld mit dem, was ich tue. Klar. Ich mache das nicht ehrenamtlich, auch wenn das vielleicht manche denken (lacht).

SZ: Verdienen Sie mehr oder weniger als andere Moderatoren?

Kamps: Weiß ich nicht. In diesem Job wird man nicht nur nach Zeit oder Aufwand bezahlt. Es ist eine Kombination von vielen Kleinigkeiten, die für das Honorar ausschlaggebend sind. Es kann sein, dass einer bei einem Spartensender arbeitet und die große Marie macht. Ein anderer ist bei einem großen Sender und verdient viel weniger.

SZ: Sie moderieren beim Spartensender Viva. Die Ausstrahlung Ihrer Hochzeit mit Sebastian Kamps, dem Sohn des Inhabers der Bäckereikette Kamps, haben Sie aber an den Massensender Pro Sieben verkauft. Warum haben Sie sich bei so etwas Privatem zusehen lassen?

Kamps: Keiner hat mich dazu gedrängt. Sebastian und ich hätten ja eh geheiratet. Gut, es war nicht jedermanns Geschmack, aber es hat in unseren Lebensstil gepasst.

SZ: Warum haben Sie es gemacht?

Kamps: Durch diese Sendung kennen mich in Deutschland einfach noch mehr Menschen.

SZ: Sie vermarkten Ihr Privatleben.

Kamps: Ich vermarkte mich seit dem ersten Tag, ja. Kein Risiko, kein Spaß, sagen einige. Ich sage: Kein Risiko, kein Gewinn. Ich bin mit den Medien noch nie voll auf die Nase geflogen. Es ist ein ewiges Spiel. Der Bumerang fliegt hin und her. Ich freue mich über Komplimente und Beleidigungen jeder Art. Und alles weiß die Öffentlichkeit ja nicht von mir.

Auf der nächsten Seite: Gülcan Kamps über Partystimmung, Schwangerschaftsgerüchte und ihre neue Serie im ZDF.

"Ich habe schon immer polarisiert"

SZ: Ganz ehrlich: Sind Sie wirklich so aufgedreht, wie Sie sich in Ihrer Sendung geben?

Reden wir über Geld: Gülcan Kamps; dpa

Die Hochzeit mit Sebastian Kamps wurde auf Pro Sieben übertragen: "Durch diese Sendung kennen mich in Deutschland einfach noch mehr Menschen."

(Foto: Foto: dpa)

Kamps: Im Fernsehen sieht man eine Facette meiner Person. Es wäre todtraurig, wenn ich nur diese eine Seite hätte. Aber das ist eben die, die ich im Fernsehen zeige. Das hat sich so entwickelt. Ich habe am Anfang die Sendung "Viva Interaktiv" bekommen: drei Stunden live reden. Da habe ich Partystimmung gemacht. Diese Seite habe ich in mir. Ich hab schon immer Witze erzählt und mich gefreut, wenn sich alle amüsiert haben.

SZ: Haben Sie kein Problem, wenn Leute Sie auf eine Rolle festlegen?

Kamps: Nein. Ich weiß ja, dass ich viele Seiten habe. Mir ist klar, was die Leute für ein Bild von mir haben und dass sie schlecht von mir reden. Ich habe schon immer polarisiert, schon im Kindergarten und in der Schule war ich immer der bunte Hund. Das stört mich nicht, solange die engsten Menschen um mich wissen, was wirklich Sache ist.

SZ: Stört es Sie nicht, dass immer wenn Sie zwei Kilo zunehmen, über eine Schwangerschaft spekuliert wird?

Kamps: Es gehört zu jedem Job, kritisiert zu werden. Bei mir ist es halt eine andere Dimension, da tuscheln gleich ein paar Milliönchen.

SZ: Wie würden Sie Ihre Fernsehrolle als Gülcan beschreiben?

Kamps: Das klingt, als wäre es eine Schauspielrolle. Es ist ja ein Teil von mir. Ich liebe beide Seiten: Ich habe einen verrückten Job, aber ein sehr solides Familienleben in der Nähe von Düsseldorf auf dem Land. Sonst wäre es ja langweilig. Ich könnte nicht einspurig fahren.

SZ: Würden Sie Ihre anderen Seiten nicht auch gerne zeigen?

Kamps: Ich glaube, ich habe der Öffentlichkeit schon sehr viel von mir gezeigt (lacht). In meiner neuen Dokusoap für das ZDF zum Beispiel habe ich als Lehrerin gearbeitet.

SZ: Wen haben Sie unterrichtet?

Kamps: Die achte Klasse einer Gesamtschule. Die Kinder sind ungefähr 14 Jahre alt. Da kann man sich ja vorstellen: Da kann man Glück oder Pech haben.

SZ: War das Ihre Idee?

Kamps: Nein, die kamen auf mich zu. Aber einige Konzepte und Sendungen kamen auch von mir, die Idee für die Hochzeit zum Beispiel. Das trauen mir sicher viele nicht zu ...

SZ: ... weil viele denken, Sie seien ein blondes Dummchen ...

Kamps: Wie bitte?! Naja, Sie haben schon recht. Aber wenn Menschen einem nichts zutrauen, dann kann man ja nur gewinnen.

SZ: Es ist gut, unterschätzt zu werden?

Kamps: So ist es (schmunzelt).

Auf der nächsten Seite: Gülcan Kamps über ein Leben nach dem Fernsehen, ihre Buchhaltung und einen Berufswunsch.

"Ich wollte Immobilienmaklerin werden"

SZ: Was, wenn Sie mal niemand mehr sehen will?

Kamps: Das wäre der Super-GAU! Aber ich bereite mich auf die Zeit danach vor und baue mir andere kleine Geschäftsbereiche auf. Bis 55 werde ich den Job sicher nicht machen.

SZ: Was denn für Geschäftsbereiche?

Kamps: Darüber will ich nicht groß reden. Aber ich habe auch andere Quellen, von denen ich jetzt schon leben könnte. Wer weiß, was passiert. Ich habe einen Anwalt und einen Steuerberater, die mir helfen. Aber ich habe das schon auch selbst im Blick. Ab und zu noch mal nachkontrollieren - das ist nicht schlecht.

SZ: Sie kontrollieren die Buchhaltung?

Kamps: Ja, natürlich. Ich weiß bis auf den letzten Cent, was ich an Steuern zahle und wie viel ich verdiene. Oh Gott, das klingt voll korinthenkackermäßig, oder?

SZ: Absolut.

Kamps: Da kann ich gar nichts für. Das hat was mit meinem Sternzeichen zu tun. Ich bin Jungfrau. Ich glaube ja eigentlich nicht an diesen Hokuspokus, aber das hängt wirklich mit meinem Sternzeichen zusammen.

SZ: Sie sind perfektionistisch und ehrgeizig?

Kamps: Ja. Es war für mich immer normal, das Beste zu geben. Ich würde niemals irgendwo unvorbereitet hingehen.

SZ: Sind Sie so erzogen worden?

Kamps: Mhm. Meine Mutter hat mir und meinen drei Geschwistern auf jeden Fall beigebracht: Egal, was im Leben ist, man muss mit der Situation klarkommen. Ich bin eigentlich ganz normal aufgewachsen, so ganz ohne irgendwelche Specials. Meine Mutter ist Hausfrau, mein Vater Taxifahrer. Wir haben in Travemünde gelebt. Es war sehr beschaulich, ganz ohne Großstadtstress. Ich will, dass meine Kinder auch so aufwachsen, mit viel Natur.

SZ: Was wollten Sie damals eigentlich werden?

Kamps: Immobilienmaklerin, und dafür BWL mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft studieren. Aber weil mein Abischnitt nicht so gut war, musste ich auf einen Studienplatz warten. Und dann bin ich auch schon bei Viva gelandet.

SZ: Wie kam das?

Kamps: Meine Schwester hat mir super oft gesagt, ich hätte eine Fernsehausstrahlung. Wir haben dann den Deal gemacht: Ich gehe zu einem Casting und dafür ist sie dann für immer und ewig ruhig. Also dachte ich, ich geh da hin, verlier das Ding und gut ist. Aber sie haben mich genommen. Tja.

SZ: Sind Ihre Eltern stolz auf Sie oder finden sie das eher komisch, was Sie beruflich machen?

Kamps: Wenn das jemand komisch findet, dann wohl eher Sie (lacht). Also, ich glaube schon, dass meine Familie stolz auf mich ist. Sie klopfen mir jetzt nicht jeden Tag auf die Schulter, aber ich muss auch nicht mit Komplimenten zugeschüttet und gepudert werden.

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