Großbritannien:Trinken ohne Reue

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Die Regierung in London plant ein Verbot von Plastikhalmen, um weniger Kunststoff-Müll zu produzieren. Ein Tierfilmer hatte die Briten für das Thema sensibilisiert.

Von Björn Finke

Besucher eines Musikfestivals machen ganz schön viel Müll, wie das Foto dieses Zelts bei der Sause im englischen Glastonbury beweist. Besonders schädlich für die Umwelt ist der Abfall aus Plastik. Die britische Regierung will den Kampf gegen Müllberge aus Kunststoff nun verschärfen. Am Donnerstag sagte Umweltminister Michael Gove, dass das Kabinett ein Verbot von Plastik-Strohhalmen, Ohrenstäbchen mit Plastikstiel und anderen Wegwerf-Produkten aus Kunststoff erwäge. In den kommenden Monaten sollen die Beratungen über den Bann beginnen.

Passend dazu verkündete die Association of Independent Festivals, eine Vereinigung britischer Musikfestivals, dass ihre Mitglieder in diesem Sommer auf Plastik-Strohhalme beim Getränkeverkauf verzichten werden. Das Königshaus hat bereits im Februar mitgeteilt, dass es in den Cafés und Kantinen der Paläste keine Plastikhalme und Einweg-Plastikflaschen mehr geben werde.

Die Briten werfen nach Berechnungen der Regierung jährlich 8,5 Milliarden Plastikhalme weg. Umweltminister Gove sagte, London werde sich mit den Herstellern abstimmen; die Anbieter würden Zeit genug haben, Alternativen auf den Markt zu bringen. Medien berichten, das Verbot könnte bereits im kommenden Jahr in Kraft treten. Es würde nur in England gelten. Die schottische Regionalregierung in Edinburgh hat bereits zu Jahresanfang einen Bann von Plastik-Halmen und -Ohrenstäbchen angekündigt.

Am Donnerstag begann auch das Gipfeltreffen von Regierungschefs der Commonwealth-Staaten in London. In dieser Organisation sind 53 Länder Mitglied, überwiegend frühere britische Kolonien. Premierministerin Theresa May rief ihre Amtskollegen dazu auf, den Kampf gegen Plastikmüll ebenfalls zu verstärken.

Dass sich Kunststoffabfall zu einem wichtigen Thema in Großbritannien entwickelt hat, ist unter anderem das Verdienst des Tierfilmers Sir David Attenborough. Ende vorigen Jahres lief im Fernsehsender BBC die Reihe "Blue Planet II", "Der Blaue Planet 2", und in dieser Dokumentation über das Leben im Meer zeigte Attenborough, welch schlimme Folgen die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik hat. Diese Bilder haben viele Briten schockiert.

Um die Müllberge zu verkleinern, könnte in England außerdem ein Pfandsystem für Wegwerf-Glas- und Plastikflaschen sowie Getränkedosen eingeführt werden. Die Regierung verkündete schon im März, eine Beratung zu starten; das System wird aber nicht vor dem Jahr 2020 startbereit sein. Bereits seit 2015 ist es Supermärkten in England verboten, Plastiktüten kostenlos abzugeben.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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