Großbanken:Hohe Strafen im Devisenskandal

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Internationale Großbanken müssen wegen Kursabsprachen am Devisenmarkt mehr als fünf Milliarden Euro Strafe zahlen. Es sind womöglich nicht die letzten Strafen in dem Fall.

Von Alexander Hagelüken, München

Sie nannten sich "die drei Musketiere", oder auch: "Das A-Team". Große Worte schwangen die Devisenhändler, und ihre Taten hatten auch große Wirkungen: Über Jahre haben die Händler wohl die Kurse am Devisenmarkt abgesprochen, so dass ihre Arbeitgeber profitierten, ihr Bonus stieg - und weltweit Kunden draufzahlten. Nun kommen diese und andere Taten ihre Arbeitgeber teuer: Sechs internationale Großbanken müssen Geldstrafen in Höhe von 5,7 Milliarden Dollar (umgerechnet 5,3 Milliarden Euro) zahlen, teilte das amerikanische Justizministerium mit. Es sind nicht die ersten Strafen in diesem Fall - und womöglich auch nicht die letzten.

Der weltweite Devisenhandel hat ein gigantisches Volumen: Jeden Tag werden etwa vier Billionen Euro umgesetzt. Wegen der Manipulationen hatte die Schweizer Bank UBS als erste mit den Behörden kooperiert. Sie muss eine Buße von mehr als 300 Millionen Dollar zahlen (und zusätzlich eine Buße von mehr als 200 Millionen Dollar für Tricksereien beim internationalen Zinssatz Libor). Außerdem hat sie sich verpflichtet, bei ihren Geschäften einiges zu verändern.

Der Schiebereien bei den Devisen schuldig bekannten sich nach Angabe der US-Behörden auch die amerikanischen Geldhäuser Citigroup und JPMorgan Chase sowie die britischen Institute Barclays Bank und Royal Bank of Scotland. Auch die Bank of America erhält eine Geldstrafe. Die Manipulationen bei den Devisen sind nur ein weiterer Fall in einer ganzen Reihe von Finanzskandalen, für die internationale Großbanken in den vergangenen Jahren zum Teil hohe Strafen gezahlt haben. Die Händler der Großbanken sprachen sich den Ermittlungen zufolge häufig über Kurznachrichten oder per Chat abgesprochen, um Wechselkurse zu ihren Gunsten zu verändern. manipulieren und sich auf Kosten der Kunden zu bereichern. Der Skandal ist seit zwei Jahren bekannt.

Es könnten noch weitere Kosten auf die Unternehmen zukommen

Der Deal mit dem amerikanischen Justizbehörden von diesem Mittwoch ist nicht die erste Vereinbarung in diesem Bereich. So hat die UBS bereits in der Schweiz eine Strafe gezahlt. Und im vergangenen Herbst hatte es eine erste Einigung zahlreicher Banken mit den Finanzbehörden Großbritanniens, der Schweiz und der Vereinigten Staaten gegeben. Damals zahlten die Geldhäuser bereits die Summe von mehr als vier Milliarden Dollar. Beteiligt waren an dem Deal 2014 unter anderem JP Morgan Chase, Citigroup, UBS, Royal Bank of Scotland, Bank of America und HSBC. Die Barclays Bank wollte damals lieber auf eine generelle Vereinbarung mit den amerikanischen Behörden warten.

Nach den Vergleichen mit den internationalen Justizbehörden könnten weitere Kosten auf die Unternehmen zukommen. So ermittelt die Brüsseler Kommission ebenfalls in der Sache. Außerdem könnten Anleger, die sich geprellt fühlen, die Banken auf Schadensersatz verklagen. Fraglich ist aber, wie sie angesichts der vielen Geschäfte an den internationalen Devisenmärkten einen Schaden nachweisen können. Möglich sind wegen des Devisenskandals außerdem noch Anklagen der beteiligten Händler.

Keine Vereinbarung mit den Behörden hat bisher die Deutsche Bank getroffen, obwohl sie ist einer der größten Devisenhändler der Welt ist. Das Geldhaus hat eine interne Untersuchung begonnen - und bisher erklärt, dass es sich nicht im Zentrum des Skandals sieht. Nach Angaben der Agentur Reuters aus Aufsichtsratskreisen gebe es bislang keine Hinweise auf Tricksereien bei den wichtigsten Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen, wohl aber beim russischen Rubel und dem argentinischen Peso. Einige Händler seien deshalb entlassen oder beurlaubt worden.

Am Mittwoch bestätigte ein Sprecher der Bank, dass sie mehrere Mitarbeiter in Moskau wegen mutmaßlicher Regelverstöße vor die Tür gesetzt hat. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin ist Finanzkreisen zufolge über die Untersuchung informiert. Das "Manager Magazin" berichtete unter Berufung auf einen Konzerninsider, dass es um den Verdacht der Geldwäsche in der Moskauer Niederlassung gehe.

Zum Devisenskandal erklärte die Finanzaufsicht BaFin 2014, es liefen bei mehreren deutschen Geldhäusern interne Untersuchungen. Die Commerzbank entließ zwei Devisenhändler, weil sie versucht haben sollen, den polnischen Zloty zu manipulieren.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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