Griechenland:"Langfristig explosiv"

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stuft in einem Bericht Griechenlands Schuldenlast als "unhaltbar" ein. Unter diesen Voraussetzungen will sich der IWF nicht an einem neuen Rettungspaket für Athen beteiligen.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stuft Griechenlands Schuldenlast als derzeit "unhaltbar" und "langfristig explosiv" ein. "Selbst bei einer vollständigen Umsetzung der im Programm gebilligten Reformen werden die Staatsverschuldung und der Finanzbedarf langfristig explosiv werden", heißt es in einem vertraulichen IWF-Bericht, aus dem die Nachrichtenagentur AFP zitiert. Um den Schuldenberg des Landes zu verringern, müsse die Euro-Zone "glaubwürdigere" Maßnahmen ergreifen. Den Bericht zur griechischen Schuldentragfähigkeit will der IWF am 6. Februar vorlegen.

Der Fonds macht von der langfristigen Tragfähigkeit der Schulden abhängig, ob er sich am laufenden Kreditprogramm beteiligt. Im Streit zwischen Euro-Staaten und IWF steht besonders eine Frage im Mittelpunkt: Welchen Primärüberschuss - also Überschuss vor Abzug des Schuldendienstes - soll Griechenland nach dem Jahr 2018 erwirtschaften? In dem Bericht hält der IWF nach SZ-Informationen 1,5 Prozent Primärüberschuss bis 2060 für realistisch. Nur so könnten die Schulden tragfähig bleiben. Deutschland wiederum dringt darauf, dass das für 2018 vereinbarte Ziel von 3,5 Prozent Primärüberschuss für weitere zehn Jahre festgeschrieben wird. Dies hält der IWF für ökonomischen Unsinn. Im Bericht des Fonds findet sich sogar ein noch deutlich pessimistischeres Szenario, wonach der Primärüberschuss bei einen Prozentpunkt bleiben könnte.

Beim Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag hatte es in dieser Frage keine Einigung gegeben. Sowohl Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) als auch Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem stellten aber klar, dass eine IWF-Beteiligung am laufenden Kreditprogramm unabdingbar sei. Dijsselbloem erklärte zudem, dass IWF-Chefin Christine Lagarde ihm versichert habe, der Fonds beabsichtige weiter, sich voll am Programm zu beteiligen.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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