Google:Orientierungshilfe

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Neues Spiel, neues Glück: Im Bild das Logo von Google Maps. (Foto: dpa)

Der Suchmaschinenanbieter Google aus dem Silicon Valley ermöglicht Maps ohne Internetzugang - und schließt damit zu einem kleinen Rivalen auf.

Von Varinia Bernau, München

Für Google geht es natürlich nicht nur um die Fahrt in die Tiefgarage, in der es bekanntlich keinen Internetempfang gibt. Sondern um die ganze Welt: Etwa 60 Prozent der Erde seien noch nicht mit dem Internet versorgt, rechnet das Unternehmen nun in einem Blogbeitrag vor. Und man wolle auch den Menschen dort helfen, sich zurechtzufinden: Deshalb wird die App Google Maps nun so umgerüstet, dass man damit auch dann nach dem Weg suchen kann, wenn man keinen Zugang zum Netz hat.

Die Ankündigung kommt wohl nicht zufällig ein paar Tage, nachdem Seznam, ein kleiner Rivale, der Google bislang vor allem in Tschechien und in der Slowakei Paroli bietet, seinerseits angekündigt hat, sein digitales Kartenmaterial auch in anderen europäischen Ländern anzubieten. Und das besticht schon bisher damit, dass es einmal herunterlädt und dann auch ohne Internetanschluss darauf zugreifen kann, sodass etwa im Ausland keine hohen Roaminggebühren anfallen.

Mapy.cz, der Navigationsdienst von Seznam, zeigt in Städten nicht nur Straßen, sondern auch Hausnummern sowie Bankautomaten, Kirchen, Kinos und andere markante Punkte, die die Orientierung erleichtern. Zoomt man in ländliche Regionen, tauchen auch Wander- und Radwege sowie Höhenlinien auf. In Tschechien nutzt rein statistisch jeder zehnte Einwohner den Dienst. Und Seznam konnte beobachten, wie Google in den vergangenen Jahren sein Kartenmaterial in dem kleinen Land mit mehr Engagement aufmotzte als in so manchem weitaus größeren Land in Europa. Dass Google nun also auch Navigation ohne Internetanschluss anbietet, darf als Beleg dafür gelten, dass vom Wettbewerb zwischen zwei Anbietern einer in jedem Fall profitiert: der Verbraucher.

Die neueste Version von mapy.cz, die man seit vergangener Woche in Googles Playstore herunterladen kann, umfasst nun auch touristisches Kartenmaterial für andere europäische Länder. Die App erkennt, ob man sein Smartphone auf Tschechisch bedient - und bietet einem die Bedienung automatisch auf Englisch an, wenn man dies nicht tut. Seznam erstellt sein Kartenmaterial größtenteils mit den Informationen aus dem frei zugänglichen Pool von Open Street Maps und ergänzt diese in manchen Regionen mit eigenen Recherchen - bislang vor allem in der Heimat. Nun wolle man sich zunächst auf touristische Länder wie Italien und Kroatien konzentrieren, sagt Martin Fuks, zuständig für Mapy.cz.

Die App fürs europäische Ausland soll es in Zukunft auch für iPhones und Windows-Phones geben. Google spielt seine Offline-Karten nun nach und nach aus - und will den Service demnächst auch für Apples iPhone anbieten. Wer dann einen Kartenausschnitt bei Google Maps öffnet, kann diesen auch herunterladen. Je nachdem, wie groß die Bereiche sind, belegen sie auf dem Smartphone zwar einen ordentlichen Teil des Speichers, nämlich mehrere Hundert Megabyte.

Dafür bieten sie aber auch zusätzliche Informationen, wie etwa Öffnungszeiten von Restaurants. Google Maps greift darauf allerdings erst zu, wenn die Internetverbindung stockt oder abbricht. Ansonsten zapft die App die Karten im Netz und auch aktuelle Verkehrsinformationen an.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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