Gemeinsamer Devisen-Pool:Schwellenländer wappnen sich für den Kurscrash

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Die Regierungschefs der BRICS-Staaten (von links nach rechts): Brasiliens Präsident Dilma Rousseff, Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh, Russlands Präsident Vladimir Putin, Chinas Präsident Xi Jinping und Südafrikas Präsident Jacob Zuma (Foto: AFP)

Um sich gegen Turbulenzen am Finanzmarkt besser zu schützen, wollen die fünf wichtigsten Schwellenländer einen gewaltigen Geldtopf füllen. Damit würde ein Art neuer Währungsfonds entstehen.

Die fünf großen Schwellenländer wollen einen Multimilliarden-Devisentopf schaffen, um sich damit gegen Kursstürze ihrer Währungen zu wappnen. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) einigten sich auf ein Fondsvolumen von etwa 100 Milliarden Dollar, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag bei einem BRICS-Treffen am Rande des G20-Gipfels in St. Petersburg.

China, das Land mit den weltweit höchsten Devisenreserven, werde den Großteil beisteuern. Allerdings wird der Topf erheblich kleiner als die zunächst anvisierte Summe von etwa 240 Milliarden Dollar. Zudem erklärte ein BRICS-Vertreter, bis er funktionsfähig sei, werde es noch einige Zeit dauern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte wichtige Schwellenländer in einem Bericht für den G20-Gipfel aufgefordert, sich gegen neue Devisen- und Finanzmarktturbulenzen zu rüsten. Dazu könnte es nach Auffassung des Fonds im Zuge des schrittweisen Ausstiegs aus der sehr lockeren US-Geldpolitik kommen.

Politisch steht das Projekt, technisch noch nicht

Die lockere Geldpolitik in den USA hatte die Wirtschaft vieler dieser Staaten zeitweise kräftig angetrieben. "Die Initiative, einen Pool von Währungsreserven der BRICS-Staaten einzurichten, ist in einem finalen Stadium", führte Putin aus. Bei dem BRICS-Treffen sagte China 41 Milliarden Dollar dafür zu, Brasilien, Indien und Russland jeweils 18 Milliarden und Südafrika fünf Milliarden Dollar.

Zuvor hatten sowohl Chinas Vize-Finanzminister Zhu wie auch Russlands Vize-Finanzminister Sergej Storchak gesagt, wichtige weitere Details müssten noch ausgearbeitet werden. "Wir haben darum gebeten, nicht unnötige Erwartungen zu schüren", sagte Storchak. Politisch stehe das Projekt, technisch aber noch nicht. Auch das Projekt einer Entwicklungsbank der BRICS-Staaten mit einem Kapital von bis zu 50 Milliarden Dollar ist immer noch Monate entfernt von einer Realisierung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte, bei der anstehenden geldpolitischen Wende Brüche in der Wirtschaftsentwicklung zu vermeiden und möglichst kooperativ vorzugehen. Auch Vertreter Chinas und Russlands mahnten vor Beginn des G20-Gipfels zur Vorsicht. Der chinesische Vize-Finanzminister Zhu Guangyao forderte die USA auf, die Nebenwirkungen der Geldpolitik im Blick zu behalten und zur Stabilität der weltweiten Finanzmärkte beizutragen. Schon die ersten Signale der US-Notenbank (Fed), ihr Wertpapier-Aufkaufprogramm zurückzuführen, hatten Schwellenländer unter Druck gebracht, da internationale Investoren damit begannen, Kapital aus diesen Staaten abzuziehen. In der Folge sackten die Kurse der Landeswährungen ab, besonders in Indien.

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