Frankreichs Präsident:Trauriger Hollande

Rekordschulden, hohe Arbeitslosigkeit, ein teurer Staatsapparat: François Hollande steht kurz davor, der unbeliebteste Präsident der Nachkriegszeit zu werden. Der Sozialist versucht, es möglichst vielen recht zu machen und hat die Gunst der Stunde zu Anfang seiner Amtszeit nicht genutzt. Das rächt sich nun.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

François Hollande wird zur tragischen Figur Frankreichs, ja der ganzen EU. Der sozialistische Präsident spart viel bereitwilliger als sein konservativer Vorgänger, doch die Schulden seines Landes erreichen Rekordhöhe.

Er investiert vor allem in neue Jobs und kämpft mit hohen Arbeitslosenzahlen. Er versucht, es möglichst vielen Franzosen recht zu machen, und steht kurz davor, der unbeliebteste Präsident der Nachkriegszeit zu werden. Was macht Monsieur Hollande falsch, dass ihm so viel misslingt, trotz guter Absichten?

Eine Antwort lautet: Der Präsident hat die Gnade des Anfangs nicht genutzt. Frisch gewählt und mit komfortabler Parlamentsmehrheit ausgestattet, hätte er im Sommer 2012 darangehen müssen, Frankreich zu modernisieren.

Wenn er damals mutig den allzu teuren Staatsapparat samt seiner Regionen, Départements und Gemeinden energisch reduziert und zugleich die Bürger und Unternehmen steuerlich entlastet hätte, stünde sein Land heute besser da. Stattdessen begnügte sich Hollande mit zwar notwendigen, aber keineswegs hinreichenden Reförmchen. Er bringt Frankreich zu langsam voran, um der Krise zu entkommen.

Obendrein begehrt nun noch die Parteilinke auf, der das Reformieren schon jetzt zu hart erscheint. Was kann Hollande da noch tun? Er könnte sich dafür entscheiden, es nicht mehr allen recht zu machen, und nachholen, was er 2012 versäumt hat.

© SZ vom 26.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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