Frankreich:Zug wie Flug

Der TGV ist rasend schnell und nicht einmal teuer. Doch die Politik der erschwinglichen Hochgeschwindigkeit stößt an Grenzen.

Von Leo Klimm

Zwei Stunden und vier Minuten von Paris nach Bordeaux - so schnell ist der TGV auf der Strecke, die in etwa so lang ist wie die von München nach Berlin, seit dem Sommer. Die Tickets sind nicht teuer: Am Montag kostete eine Fahrkarte für den selben Tag 89 bis 111 Euro. Zweiter Klasse, ohne Ermäßigung. Wer im Februar fahren wollte, fand Angebote für 36 Euro.

Seit Jahrzehnten folgt das Preissystem der französischen Staatsbahn SNCF bei Fernstrecken dem sogenannten Yield-Management, wie man es von Airlines kennt: Der Preis verändert sich mit der Nachfrage, Frühbucher sind im Vorteil. Überhaupt konkurrierten die TGV-Boliden mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen Großstädten erst nur mit dem Flugzeug. Ihre hohe Reisegeschwindigkeit verdanken sie vor allem Frankreichs geringer Siedlungsdichte und der Topografie: Anders als der Berlin-ICE muss der Bordeaux-TGV unterwegs nicht halten, kaum Dörfer umfahren und kein Mittelgebirge überwinden.

Die Bordeaux-Strecke kommt bestens an. Das Auto kann mit dem Tempo sowieso nicht mithalten. Bei Kunden jedoch, die es nicht eilig haben und aufs Geld achten, spürt die Bahn die zunehmende Fernbus-Konkurrenz. Der Konzern reagiert, indem er die Fahrpreise seit 2013 leicht senkte.

Aber die Politik der erschwinglichen Hochgeschwindigkeit, die Frankreich seit den Achtzigern verfolgt, stößt an Grenzen. Der Trassenbau ist so teuer, dass unter Berücksichtigung dieser Kosten kaum eine TGV-Strecke rentabel ist. Präsident Emmanuel Macron fordert daher "eine Pause" bei Großprojekten. Zumal die Pflege bestehender Infrastruktur oft dringlicher erscheint: Erst am Wochenende gab es im Pariser Bahnhof Montparnasse wieder mal eine Riesenpanne. Kein Zug fuhr. Auch nicht nach Bordeaux.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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