Finanzkrise:US-Regierung kauft sich bei Banken ein

Lesezeit: 2 min

Verstaatlichung im Mutterland des Kapitalismus: Das Weiße Haus wird für 250 Milliarden Dollar Aktien an US-Finanzinstituten kaufen. Damit wird das Konzept des Rettungsfonds neu ausgerichtet.

Im Kampf gegen die Finanzkrise und eine Rezession folgen die USA dem Beispiel Europas und kaufen für bis zu 250 Milliarden Dollar Anteile an den größten Banken des Landes.

Wie das US-Finanzministerium am Dienstag mitteilte, werden mindestens neun Institute den staatlichen Rettungsring ergreifen. Dafür müssen sie jedoch Managergehälter kappen und sich anderen Auflagen unterwerfen.

An den Börsen sorgte die Teilverstaatlichung für große Erleichterung: Der Leitindex der New Yorker Börse kletterte zu Handelsbeginn um rund vier Prozent.

US-Finanzminister Henry Paulson versicherte, keine der neun Banken sei in ernster Gefahr. Der staatliche Einstieg erfolge ausschließlich im Interesse der weltgrößten Volkswirtschaft.

Beteiligungen von bis zu 25 Milliarden Dollar

Der Schritt sei bedauerlich, aber ohne Alternative. Präsident George W. Bush erklärte, der Eingriff sei nur eine kurzfristige Maßnahme, um das Überleben des US-Bankensystems zu sichern. Die Banken würden dazu ermutigt, der Regierung die Anteile sobald wie möglich wieder abzukaufen. Er versicherte, der Eingriff bedeute keinesfalls das Ende der freien Märkte.

Die jetzt genannten 250 Milliarden Dollar sind Teil des bereits vor einigen Tagen beschlossenen Hilfspakets von 700 Milliarden Dollar, das aufgeschnürt und um die jetzt beschlossenen Beteiligungen ergänzt wurde.

Die Regierung wird dabei pro Institut jeweils für bis zu 25 Milliarden Dollar nicht stimmberechtigte Vorzugsaktien erwerben. Diese werfen in den ersten fünf Jahren eine Dividendenrendite von fünf Prozent ab und danach sogar neun Prozent. Zudem wird die staatliche Einlagensicherung FDIC bestimmte Verbindlichkeiten der Finanzinstitute garantieren, um damit den eingefrorenen Interbankenhandel zu enteisen.

Die Banken müssen ihre Teilnahme an dem Programm spätestens am 14. November bekanntgeben. Wie Reuters erfuhr, nehmen zunächst die Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, JP Morgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley und die Bank of New York Mellon Corp die Gelder in Anspruch.

Europäische Pläne als Vorbild

Medienberichten zufolge sollen auch Merrill Lynch und State Street Corp Finanzspritzen erhalten.

Der New York Times zufolge sollen Citigroup, JP Morgan, Bank of America und Wells Fargo jeweils 25 Milliarden Dollar erhalten.

An Goldman Sachs und an Morgan Stanley wolle sich der Staat mit je zehn Milliarden Dollar beteiligen.

Mit den geplanten Staatsbeteiligungen und den Garantien zur Wiederbelebung des Geldmarktes zwischen den Banken orientiert sich die US-Regierung an den europäischen Rettungspaketen der vergangenen Tage.

Ursprünglich wollte die US-Regierung mit den 700 Milliarden Dollar den Banken vor allem faule Kredite abkaufen. Zuletzt hatte sich aber die Überzeugung durchgesetzt, dass direkte Kapitalspritzen ihre Wirkung deutlich schneller entfalten und damit die ausufernde Kreditkrise effektiver eindämmen können.

© sueddeutsche.de/AP/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: