EU:Geld & Schnaps

(Foto: Virginia Mayo/AP)

Der Präsident der Euro-Gruppe, der Niederländer Jeroen Dijsselbloem, erregt Südeuropa mit einem sehr gewagten Vergleich. Wie damals bei der Beleidigung von Jean-Claude Juncker geht es dabei um Alkohol.

Von Alexander Mühlauer

Jeroen Dijsselbloem hat so seine Erfahrung mit Beleidigungen. In einer Talkshow nannte der niederländische Finanzminister seinen damaligen Kollegen aus Luxemburg einst einen "starken Raucher und Trinker". Der so gescholtene heißt Jean-Claude Juncker, heutzutage Präsident der EU-Kommission. Nun sorgt Dijsselbloem wieder für Aufregung. Und erneut geht es um Alkohol. Der Präsident der Eurogruppe sagte der FAZ: "Aber wer (Solidarität) einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten. Dieses Prinzip gilt auf persönlicher, lokaler, nationaler und eben auch auf europäischer Ebene." In Südeuropa, vor allem in Spanien, wurde das als klare Beleidigung aufgefasst - und zwar gegenüber den angeblich dem Müßiggang frönenden Südländern. Im EU-Parlament musste Dijsselbloem dazu Stellung nehmen. Ein spanischer Abgeordneter fragte ihn, ob er sich für diese abfällige Bemerkung entschuldigen würde. Doch der Niederländer verweigerte dies, was die erregten Gemüter natürlich noch mehr aufheizte. Die Frage ist nun, wie das Dijsselbloems Kollegen in der Eurogruppe sehen. Sein Mandat läuft noch bis Januar 2018 - aber wahrscheinlich können sie ihn schon vorher als Vorsitzenden loswerden. Dijsselbloem wird wohl aller Voraussicht nach nicht der neuen niederländischen Regierung angehören. Seine sozialdemokratische Partei wurde bei den Parlamentswahlen brutal abgestraft.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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