Energieverbrauch:Das Dämmen zeigt Wirkung

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Im vergangenen Jahr wurde in deutschen Haushalten weniger und günstiger geheizt. Das lag zum einen an den derzeit niedrigen Preisen für Öl und Gas. Zugleich wurde aber auch in die Wärmedämmung investiert.

Von Benedikt Müller, München

Die Haushalte in Deutschland mussten im Jahr 2014 deutlich weniger Geld für das Heizen ausgeben als im Jahr davor. Zu diesem Ergebnis kommt der Wärmemonitor, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gemeinsam mit dem Energiedienstleister Ista am Mittwoch vorgestellt hat. Demnach sank zum einen der Energieverbrauch für Wärme um 2,7 Prozent, wenn man ihn auf die Wohnfläche herunterrechnet. Zum anderen ist das Heizen günstiger geworden, weil die Preise für Öl und Gas im vergangenen Jahr stark gefallen sind.

Um einen durchschnittlichen Quadratmeter Wohnfläche in Deutschland zu beheizen, müssen von Jahr zu Jahr weniger Kilowattstunden Energie aufgewandt werden. In den vergangenen zehn Jahren sank dieser Bedarfswert um über 15 Prozent. Das liegt daran, dass für neue Immobilien strenge Richtlinien gelten und dass der Energieverbrauch bestehender Wohnungen gesenkt wird: mithilfe neuer Fenster, gedämmter Decken oder moderner Heizungen, deren Einbau vom Staat gefördert wird. "Außerdem gibt es in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein für den Energieverbrauch", sagt Claus Michelsen vom DIW.

Aufgrund der niedrigen Bauzinsen und der hohen Nachfrage nach Wohnungen sind die Investitionen in energieeffiziente Immobilien im Jahr 2014 weiter gestiegen, vor allem in den gefragten Städten in Westdeutschland. Wenn es um sparsames Wohnen geht, haben die ostdeutschen Bundesländer seit Jahren die Nase vorn, weil dort viele Immobilien bereits nach der Wiedervereinigung umfassend saniert wurden.

Die Investitionen in energieeffiziente Immobilien sind gestiegen

Wie viel Energie benötigt wird, um die Immobilien im Land zu beheizen, ist eine entscheidende Frage in der Klimapolitik der Bundesregierung. Vom gesamten Energiebedarf Deutschlands entfällt nämlich die Hälfte der Kilowattstunden auf das Heizen - und somit viel mehr als auf die Stromerzeugung, um die es bei der Energiewende bislang maßgeblich ging. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Immobilien in Deutschland bis 2050 klimaneutral sein sollen. Schätzungen zufolge müssten die Gebäude im Schnitt alle 50 Jahre grundsaniert werden, damit dieses Ziel erreicht werden kann. In ihrem Wärmemonitor schätzen DIW und Ista allerdings, dass dies durchschnittlich nur alle 75 Jahre geschieht. "Die deutlichen Fortschritte beim Energiebedarf dürften, gemessen an den Zielen der Bundesregierung, nach wie vor nicht ausreichen", sagt Michelsen.

Für das laufende Jahr erwarten die Forscher, dass die Heizkosten weiter sinken werden. "Der Preisverfall beim Öl wird erst 2015 richtig durchschlagen", so Michelsen, "weil die Gaspreise eher träge auf den Ölpreis reagieren." Auch die Energieeffizienz der Immobilien dürfte weiter steigen, weil die Zinsen niedrig bleiben und die Nachfrage nach sparsamen Wohnungen nicht abreißt. "Auch im Neubau brummt es", sagt Michelsen. Nichtsdestotrotz geben die Haushalte in Deutschland einen immer größeren Anteil ihres Einkommens für das Wohnen aus.

Dem Wärmemonitor liegen die Kostenabrechnungen von rund 300 000 Mehrfamilienhäusern in Deutschland zugrunde. Die Forscher rechneten Wettereinflüsse aus den Daten heraus, sodass der Rückgang des Energiebedarfs nicht etwa auf den milden Winter zurückzuführen ist.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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